Absurde Leserbriefe

Gleich zwei absurde Leserbriefe in der letzten TBa, die ich nicht unkommentiert lassen möchte.

Da ist zunächst Peter Beck, der, wie schon meinen Artikel über PeTA in der Voice (siehe http://maqi.de/txt/petagegentierrechte.html), die einfache Darlegung von Fakten, die zeigen, was wirklich hinter PeTA steckt - jedenfalls keine Tierrechtorganisation - nun auch den von Günther Rogausch als "Hetzkampagne" diffamiert.

Sehen wir uns exemplarisch zwei seiner "Argumente" (oder vielmehr Ablenkungsmanöver) etwas genauer an:

Einmal befürwortet er richtig, aber ohne jeglichen Zusammenhang mit der Kritik an PeTA, vegane Ernährung von "Haustieren", und kritisiert, daß "die meisten Tierrechtler ihre 'Haustiere' mit Fleisch vollstopfen". Nur: Günther Rogausch hat sich, z.B. in der WDR-Sendung "Das schwarze Schaf", für vegane Hunde- und Katzenernährung ausgesprochen, für die auch ich seit Jahren, trotz zahlreicher daraus resultierender Anfeindungen aus der sog. Tierrechtszene bis hin zu übelsten Verleumdungs- bzw. in diesem Fall echten Hetzkampagnen (siehe dazu auch Interview auf S. XXX), Hetzkampagnen, an denen übrigens auch Beck nicht unbeteiligt ist, kämpfe. Sprich: beide Autoren der PeTA-kritischen Texte plädieren für vegane Katzenernährung, ich habe sie gar mit zwei Katzen praktiziert - während PeTA die Katzen ja bekanntlich lieber umbringt, statt sie wie auch immer zu ernähren. Was also will Beck uns damit sagen?

Dann fragt er: "Nehmt auch Ihr nur Spenden von 100pro-Tierrechtlern?" (Eine Wortschöpfung, die er zweimal gebraucht - im Gegensatz zu was? 98%-Tierrechtler-2%Tierrechtverletzer?) Nun, es mag unfein sein, auf rhetorische Fragen zu antworten, dennoch sei ihm die Maqi-Agenda (http://maqi.de/txt/agenda.html) empfohlen: "es gibt weder Mitgliedsbeiträge noch aktives Spendensammeln. Da wir solche meist für bloße Ablaßzahlungen mißbrauchten Strukturen ablehnen, können wir euphemismenfrei klare Fakten präsentieren, den Tätern schonungslos einen Spiegel vorhalten, ihnen immer wieder vor Augen führen, wofür sie verantwortlich sind." Die Spendensammelorganisation PeTA kann das freilich nicht. So einfach ist das.

Bezeichnend auch seine Understatements: aus der Regenbogenpresse bekannte PeTA-Tierausbeuter, die Leichen fressen und die Haut zahlloser "Pelz"tiere auf dem Leib tragen, sind gerade mal "Prominente, die selbst nicht vegan leben", Spenden von Leichenhändlern kassieren heißt verharmlosend gar "sich von Unternehmen sponsern lassen, die den Veganismus nicht vertreten".

Auch hier wieder, das ist schon Routine im Versuch, Kritiker mundtot zu machen, der Vorwurf des Neids (kennen wir den nicht auch alle von Demos vor "Pelz"geschäften?). Ein Vorwurf, der Beck so wichtig ist, daß er ihn gleich zweimal in seinen Leserbrief einbringen muß. Neid worauf? Auf ein Steakhaus als Sponsor? Auf lächerliche, den Tierrechten schadende Kampagnen? Nun, der Spieß läßt sich umdrehen: es handelt sich bei seinen Attacken wohl um eine Projektion, es ist sein Neid, der aus ihm spricht: der Neid auf Menschen, die sich konsequent für Tierrechte und Veganismus einsetzen und dies auch leben, etwas, das es für ihn, da er offenbar von sich auf andere schließt, "sowieso nur auf dem Papier gibt".

Wenn er damit endet, durch diesen Artikel würde PeTA ihm sympathischer, spricht das keineswegs gegen den Artikel - es spricht gegen ihn.

Zum zweiten: Während derzeit eine christliche Sekte - der es um alles mögliche geht, nur nicht um die Rechte der Tiere - massiv mit Lebensmittelhandel und Antijagddemos die Tierrechtsbewegung zu unterwandern versucht, wärmt - zufällig? - ein Apologet namens Berhard Stich (nahezu wortgleich wie - zufällig? - Sylvia Laver in einem Leserbrief der Januar-Ausgabe der Voice) die altbekannten christlichen Revisionisten-Märchen vom angeblichen gegen Tötung eingestellten Christentum auf. Richtig spricht er von Fehlübersetzungen und davon, im "5. Gebot" stünde im hebräischen Urtext "razach", doch dann wird es grotesk: wenn er behauptet, dieses Gebot im Dekalog hieße "du sollst nicht töten" und würde erst neuerdings falsch mit "morden" übersetzt, womit er die Realität auf den Kopf stellt. Denn das Wort "razach" meint eben nicht jede beliebige Art zu töten, sondern ausschließlich ein Töten, das außerhalb des Gesetzes geschieht.

Abhängig vom Kontext kann es "ermorden", "in Leidenschaft töten" usw. bedeuten., aber es wird niemals für das Töten im Krieg gebraucht oder für die gesetzliche Hinrichtung von Verbrechern, etwa Homosexuellen (Lev 20:13), "Hexen" (Ex 22:17), ungehorsamen Söhnen (Deu 21:18-21) und was der Gott Jahwe, vom Halbgott Jesus bestätigt (Mt 5:17-19), sonst noch so als todeswürdig erachtet. Schon gar nicht wird es für das Töten nichtmenschlicher Tiere verwendet. Hubertusmessen und Weihnachtsgänse passen weit besser ins Bild dieses Schlächtergottes, der es sich nicht nehmen ließ, persönlich alle Tiere bis auf eine Arche voll zu ersäufen (Gen 7:21) - auch wenn sein Sohn es lediglich auf 2000 ertränkte Schweine brachte (Mt 8:26-33; Mk 5:2-13; Lk 8,26-33) - und der anordnete: "Furcht und Schrecken vor euch sei über allen Tieren auf Erden und über allen Vögeln unter dem Himmel, über allem, was auf dem Erdboden wimmelt, und über allen Fischen im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben."

Das müßte auch allen, die kein Hebräisch verstehen, unmittelbar klar sein: ein allgemeingültiges Tötungsverbot, wie er es sich herbeiphantasiert, wäre mit all den biblischen Mordgeboten, von denen, die gern verschwiegen werden (außer etwa von der Partei Bibeltreuer Christen, die sich dafür begeistert), wie dem Hexen- und Homosexuellentötungsgebot über die unzähligen göttlichen Massenvernichtungsbefehle und Kriegsgemetzel, die einem alle paar Bibelseiten entgegenschreien, bis zu denen, die jedem aus der kindlichen Indoktrination bekannt sind, wie dem "Opfer" Abrahams, der auf Geheiß Gottes einem Widder die Kehle aufschlitzte (Gen 22:13), der "Heimkehr des verlorenen Sohnes", die zu feiern ein Kalb sein leben lassen mußte (Lk 15:23), oder der göttlichen Vorliebe für Bratengeruch, deretwegen Kain Abel erschlug (Gen 4:3-5), wohl kaum zu vereinbaren. Aber vermutlich heißen die hebräischen Wörter für Widder, Kälbchen und Schwein eigentlich Wirsing, Radieschen und Sojapudding, alles andere sind Fälschungen aus dem Niceanischen Konzil im 4. Jahrhundert, begangen in der Absicht, die Tierrechte im 21. zu untergraben ... und dann gibt es da ja noch die Qumran-Rollen der Essener, auf der Haut von Ziegen - ups, Zwiebeln muß das sicher richtig übersetzt heißen (näheres dazu in der aktuellen Voice).

Es existieren wahrlich bessere Argumente für Tierrechte als nackt mit Dalmatinern posierende No Angels oder die dem Wahn verfallenen Gehirnenen entsprungenen angeblichen Botschaften von Göttern und Halbgöttern.

Achim Stößer, Ludwigshafen

(Tierbefreiung Nr. 36, Juni 2002)

Autor:Achim Stößer
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