PeTA – eine Organisation gegen Tierrechte?

Ist eine Organisation, die sich von einem Steakhaus finanzieren läßt, die Werbung für Burgerketten macht, die immer wieder zum Konsum von Tierprodukten aufruft, massenhaft Katzen tötet, die leichenfressende, pelz- und ledertragende Prominente für sich sprechen läßt, eine Tierrechtsorganisation?

Eßt PeTA

Immer wieder gerät PeTA in die Schlagzeilen mit Publicity-Aktionen, die für die Tierrechte alles andere als förderlich sind. So stellten sie etwa den an Prostatakrebs erkrankten New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani mit Milchbart und – wegen der möglichen Krebsursache Milch – in einer Parodie auf den amerikanischen Werbeslogan der Milchindustrie "Got milk?"[1], nämlich "Got prostate cancer? Drinking Milk contributes to prostate cancer"[2] dar. Nach einem Hai-Angriff auf ein Kind, das den rechten Arm verlor und ins Koma fiel, entwarf PeTA Plakate mit der Aufschrift: "Would you give your right arm to know why sharks attack? Could it be revenge?"[3], eine Kampagne, die nach einem kurz darauf folgenden tödlichen Hai-Angriff zurückgezogen wurde. So manche PeTA-Kampagne wird von vielen als sexistisch empfunden.

Auch PeTAs Kampagne "Eat the whales"[4] rief Empörung hervor: "Essen Sie Wale. Wenn Sie nicht die Selbstdisziplin haben, kein Fleisch mehr zu essen, aber trotzdem so wenig Tierleid wie möglich verursachen wollen, dürfen wir vorschlagen, dass Sie die anderen Tiere in Ruhe lassen und ... Wale essen? [...] Ein einziger Blauwal [entspricht] 1200 Schweine[n]. [Wale] haben wenigstens eine ‚schöne Zeit’ mit ihren Familien gehabt, bevor sie harpuniert werden und ausbluten. Wale zu essen ist von allen Fleischkonsum-Gewohnheiten definitiv eine der weniger grausamen." [www.esst-die-wale.de]

Dazu also gibt es empörte Stimmen. Dabei wäre es sicher eine gute Kampagne, um den walbegeisterten, hundehätschelnden, aber dennoch Leichname verzehrenden Tier"schützern" und -"freunden" ihre Heuchelei vor Augen zu führen – wenn, ja, wenn in der Kampagne auch nur ein Hauch der Ironie zu erkennen wäre, die nun vorgeschützt wird. Wer eben keine Wale essen will, solle auch keine anderen Tiere essen, also ein an sich guter Ansatz und eine erfolgversprechende Kampagne, die die Leute dazu anregen soll, über ihr Freßverhalten nachzudenken. Oder?

Auf der Kampagnenwebsite selbst steht eine Überschrift: "Meinen wir das wirklich ernst? Allerdings!" Nun könnte PeTA sich natürlich damit herausreden, daß es sich auch dabei um Ironie oder Satire handle.

Nehmen wir wider besseres Wissen an, es sei tatsächlich ironisch gemeint. Wo bitte ist der Unterschied, wenn PeTA Leute, die weiterhin Leichen fressen wollen, dazu auffordert, dann doch wenigstens Wale zu konsumieren, weil dafür weniger Individuen sterben müßten und diese besser gelebt hätten als Schweine oder Hühner – und Leute, die weiterhin Burger fressen wollen, wie kürzlich geschehen, auffordert, dies bei McDonald’s und Burger King zu tun, weil diese nun die Tiere "freundlicher" gefangenhalten und umbringen? Sollte das auch "ironisch" gemeint sein? Wurde da etwa die Einstellung der Kampagne gegen diese Burgerketten völlig falsch interpretiert?

Und weshalb wettert PeTA auf seinen Websites dann gegen "Bonsaikitten", eine Seite, auf der (mit computermanipulierten Bildern) demonstriert wird, wie Katzen in Flaschen zu "Bonsaikatzen" gezogen werden? Der Urheber von Bonsaikitten sagt richtig: "Unsere Seite ist ein Spiegel, der [Tierschützer] dazu bringen sollte, ihr eigenes Verhalten und ihre Glaubensgrundsätze zu untersuchen. Wenn sie nicht im gleichen Maße für Ratten und Schlangen eintreten, so wie sie es für Kätzchen tun, dann verdienen sie es nicht, Tierschützer genannt zu werden. Dann sind sie nur ein Netzwerk von Selbstgratulanten für die unsicheren und unreifen Massen, die sich immer wieder versucht fühlen, ihre eigenen Emotionen auf die Natur zu projizieren." [Focus Online, 18. Juni 2001]

Zitat aus der offiziellen Erklärung von PeTA zu Bonsaikitten: "Wir sind ebenso schockiert wie Sie über diese furchtbare Webseite, vor allem sind wir darüber besorgt, welchen Einfluss und welche Auswirkungen sie haben könnte. [...] Obgleich wir herausgefunden haben, dass es sich bei der Webseite um einen ‘Scherz’ handelt, sind wir der Auffassung, dass diese Seite inakzeptabel und gewiss nicht witzig ist. [...] Wir nehmen an, dass der Macher der Webseite einfach Aufmerksamkeit dadurch erzeugen wollte, indem er Menschen schockiert, denen Tiere etwas bedeuten." [www.peta.de] PeTA hat das also "herausgefunden"? Faszinierend auch, wie exakt diese Formulierungen auf PeTA passen. Ist PeTA da nicht ein wenig heuchlerisch?

Daher also folgende Anregung: "Wenn Sie nicht die Selbstdisziplin haben, kein Fleisch mehr zu essen, aber trotzdem so wenig Tierleid wie möglich verursachen wollen, dürfen wir vorschlagen, dass Sie die anderen Tiere in Ruhe lassen und ... PeTA-Mitglieder essen? Bekanntlich gibt es nur 750000
PeTA-Mitglieder, während Abermilliarden von Schweinen, Rindern, Hühnern, Fischen usw. jährlich gefressen werden, dadurch landen also weniger Individuen auf den Tellern. Außerdem leben die PeTA-Mitglieder nicht in engen Käfigen und angekettet, sie leiden also weit weniger. Mehr dazu auf
der Website http://maqi.de/esstpeta".


Ist das ernstgemeint? Natürlich, es gibt ja informierte, erwachsene, selbständige, über einen freien Willen verfügende Menschen, die nicht auf den Konsum von Tierprodukten "verzichten können" (wie Harald Ullmann es im Spiegel-Bericht zu dieser Kampagne [Spiegel 31, 2001] formuliert), und völlig unfreiwillig Leichenteile, Kuhdrüsensekrete und Hennenmenstruationsprodukte konsumieren ... darunter nicht nur die Passagiere von in den Anden abstürzenden und so Kannibalismus erfordernden Flugzeugen, sondern vermutlich fast eine Dreiviertelmillion PeTA-Mitglieder. Denn natürlich gibt es kein ethisches Kriterium für die Mitgliedschaft – Mitglied ist, wer die Beiträge bezahlt.

Blutgeld – Pecunia non olet[5]

Womit wir zur Finanzierung kommen. PeTA bezieht damit Geld aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden von Menschen, von denen der größte Teil nichts dabei findet, Tiere zu mißhandeln und umzubringen, um sie, ihre Eier oder ihre Milch aufzufressen – und dabei all die bekannten Ausreden verwendet. Was sie veranlaßt, dann eine – vermeintliche – Tierrechtsorganisation zu unterstützen, ist schwer zu sagen, die Vermutung liegt jedoch nahe, daß sie damit ihr Gewissen beruhigen und somit ihr ethisch inakzeptables Handeln gefördert wird; die Parallelen zum kirchlichen Ablaßhandel sind jedenfalls frappierend.

Aber das scheint ja fast schon selbstverständlich. Verblüffend dürfte es dagegen für die meisten sein, zu erfahren, daß PeTA sich von einem Leichenhändler sponsern läßt. Auf der Website zum 21. Jahrestag [www.PeTAparty.org] gibt es einen Link zum Sponsor "Benihana" [www.benihana.com], einem japanischen Steakhaus bzw. einer Restaurantkette, dort werden Gerichte mit Steak, Shrimps, Tintenfischen, Hühnern, Eiern usw. angeboten.

Auch die geldbringenden Verweise zur Internetbuchhandlung "Amazon" sind noch immer auf den PeTA-Websites zu finden, obwohl PeTA schon vor Monaten darauf hingewiesen wurde, daß Amazon mit den Buchlieferungen unaufgefordert Gummibärchen verschickt, so daß Veganer gegen ihren Willen Gelatineprodukte erhalten.

Tierquälerei ist Sieg

Auch mit anderen Leichenhändlern stellt sich PeTA gut und die Aktionen gegen McDonald’s und Burger King (inzwischen auch Wendy’s) ein, da die Fast-Food-Riesen gewisse "Zusicherungen" machten. So bei­spiels­weise sicherte McDonald’s Legebatteriehennen eine Bodenfläche von 460 cm² zu, Burger King über­traf dies gar mit 480 cm². Weiterhin wollen sie in ihren "Schlachthäusern Inspektionen ohne Voran­kündigung durchführen und Maßnahmen gegen diejenigen Einrichtungen ergreifen, die bei der Prüfung durch­fallen" – der Pädosexuelle also wird zum Kindergärtner gemacht –  und "Richtlinien zur Verifi­zierung der Handhabung [enteuphemisiert: zum Umbringen] von Tieren erstellen für alle Rinder-, Schweine- und Geflügel-Schlachthäuser".

In den deutschen Legebatterien ist ein Minimum von 450 cm² Vorschrift. Wieso macht für ein Huhn, das
Briefmarke: 10 qcm
Abb. 1: McDonald's gewährt jedem Huhn 4 × 2,5 qcm = 10 qcm mehr als die vom BVerfG als Tierquälerei verurteilte Fläche.
monatelang auf Drahtgitterboden eingeengt leben muß, ehe es umgebracht wird, ein Gitterboden, der um eine Fläche größer ist, die irgendwo zwischen einer Briefmarke (siehe Abbildung 1) und 3/4 einer Scheckkarte liegt, den Unterschied zwischen einem Verstoß gegen das Tierschutzgesetz (so urteilte das Bundesverfassungsgericht über die Hennen­haltungs­verordnung) und "Erfolg" bzw. "Victory"[6] (so feiert PeTA diese "Zusicherungen", siehe Abbildung 2 und 3)
PeTA: Erfolg
Abb. 2: Solche lächerlichen "Zusicherungen" machen einen "Erfolg" [PeTA-Website murderking.de] ...
PeTA: Victory
Abb. 3: ... oder "Sieg" [murderking.de] für PeTA aus.
– aus? Wer 480 cm² Käfigfläche als Erfolg feiert, zeigt, daß er noch nie eine Legebatterie von innen gesehen hat – und von Tierrechten weiter entfernt ist als je zuvor.

Fragt sich also: "Erfolg" für wen? Für die Tiere jedenfalls nicht. Das berücksichtigt nicht einmal den Schaden, der durch die Einstellung der Proteste, die Empfehlung, in den Burgerketten zu essen usw. angerichtet wird. Halten wir uns die Konsequenz vor Augen: diese Burgergiganten können jetzt mit dem Segen einer "Tierrechtsorganisation" ihr blutiges Geschäft betreiben, die Kunden glauben nun um so mehr, "guten Gewissens" dem Leichenschmaus frönen zu können.

McDonald’s und Burger King haben die lächerlichen "Zusicherungen" übrigens lediglich für die USA respektive Nordamerika gemacht. Weshalb gibt es dann das "Moratorium" der Kampagnen auch z. B. in Deutschland?

Was die McDonald’s-Werbung angeht, so beruht sie darauf, daß McDonald’s jetzt zugesichert hat, Hühner schonender zu mißhandeln und umzubringen, das findet PeTA offenbar ganz großartig: "Having it Burger King’s way means treating animals like scum"[7], sagte PeTA-Präsidentin Ingrid Newkirk zwischen den beiden Kampagneneinstellungen. "McDonald’s now leaves Burger King in the dust when it comes to animal welfare."[8] [http://www.PeTA-online.org/news/0101/0101bklaunch.html] Burger King behandelte die Tiere also wie Abschaum, während McDonald’s Burger King, was Tierschutz angeht, weit hinter sich ließ durch einen Platz, der um eine Briefmarke größer ist als der in den vom Verfassungsgericht als Tierquälerei erkannten deutschen Käfigen.

Auch diese Auszüge aus PeTA-Äußerungen sind entlarvend: "Here’s what PeTA is asking McDonald’s to do next: [...] Sell [...] chickens" und "What You Can Do to Help: Thank McDonald’s"[9] [beides aus der PeTA-Kampagne http://www.goveg.com/mcd]

Für die Tierrechte ist natürlich einzig die Abschaffung der Ausbeutung akzeptabel, nicht deren Reform. Dem wird gern entgegengehalten, daß die Verhinderung von Reformen auf Kosten der Tiere ginge, denen die Reformen helfen würden. Doch die Alles-oder-Nichts-Mentalität ist natürlich eine haltlose Unterstellung. Selbstverständlich ist einzig eine schrittweise Veränderung realistisch zu erwarten, doch die Schritte dabei müssen eine schrittweise Abschaffung beinhalten. Ein solcher Schritt wäre das Verbot der "Pelztier"haltung, nicht jedoch eine Versorgung der betroffenen Tiere mit Spielzeug, um ihnen die Gefangenschaft vorgeblich angenehmer zu gestalten, da dies eben lediglich eine Reform ist, also die bestehenden Zustände in veränderter Form fortschreibt.

Schönes Töten

Doch es gibt nicht nur dubiose Verstrickungen zwischen PeTA und der industriellen Tötungsmaschinerie, PeTA tötet auch selbst: "Verwilderte", autark lebende Hunde und Katzen werden eingefangen, einige davon vermittelt bzw. in Tierheime gebracht. Aber: "PeTA hat im letzten Jahr im Tidewater-Gebiet ungefähr 2000 Haustiere gerettet, von denen ungefähr die Hälfte eingeschläfert wurde", heißt es in der PeTA-Stellungnahme [www.peta.de] dazu. Eine merkwürdige "Rettung". Die Rechtfertigungsversuche hierfür sind vielfältig: Da ist die "Tatsache, dass PeTA kein Tierheim hat und der Platz extrem begrenzt ist" – wie sollte das auch von ein paar läppischen Millionen Mitgliedsbeiträgen (mindestens DM 37,5 Millionen bei DM 50,– Mindestbeitrag und 750000 Mitgliedern) und Spendengeldern finanziert werden, schließlich verschlingen allein die PeTA-Internetseiten $250000 jährlich [http://www.pilotonline.com/business/bz0718web.html] (zum Vergleich: der Jahresetat für die Internetseiten veganismus.de, maqi.de, antiSpe.de und tierrechtskochbuch.de beträgt nicht einmal 25 Euro). "Die Tierheime werden mit Tieren überschüttet, von denen Millionen eingeschläfert werden, weil es für sie kein gutes Zuhause gibt, obwohl die meisten jung, gesund und freundlich sind." [a.a.O.] Und weil die Tierheime das tun, tut eine angebliche Tierrechtorganisation das auch. Schlachtet PeTA dann auch Schweine, weil das in Schlachthöfen üblich ist? Alles natürlich nur zum Schutz der Tiere: "PeTA zieht es vor, die meisten verwilderten Tiere unmittelbar nach der Begutachtung einzuschläfern, statt sie dem Trauma weiterer Transporte und dem Einsperren in Käfigen auszusetzen, was am Ende nur mit dem Tod im Tierheim enden würde." [a.a.O.]

Auf dem Rücken der Pferde

Auf Pferden reiten ist mit den Tierrechten unvereinbar. PeTA sieht das jedoch offenbar anders. So äußerte PeTA-Gründerin Ingrid Newkirk (im Zusammenhang mit Peter Singers Artikel über Sodomie, den sie verteidigt): "If a girl gets sexual pleasure from riding a horse, does the horse suffer? If not, who cares? If you French kiss your dog and he or she thinks it's great, is it wrong? If it isn’t exploitation and abuse, it may not be wrong."[10] [New York Times, 9. Juni 2001].

Die Schauspielerin und PeTA-Vorzeige-"Veganerin" Stephanie Kindermann ist gar selbst bekennende Reiterin und war z.B. in einem Bericht des Pro7-Magazins "Galileo" über Veganismus u.a. beim Reiten zu sehen. "Viele Leute denken, dass Tierhaltung sich mit veganem Leben widerspricht. Ich bin der Meinung dass das nicht der Fall ist ­– vorausgesetzt, man hält die Tiere wirklich artgerecht", erklärt sie auf die Frage nach dem Reitunterricht, den sie für "ihre Schülerinnen, ein knappes Dutzend Mädchen" erteilt. Während sie zunächst sagt: "Ich habe für meine Pferde z.B. auch noch einen alten Ledersattel ­– den werde ich auch behalten", gibt sei später an: "Ich reite auch fast immer ohne Sattel, und ich würde meine Pferde nie zu etwas zwingen." ["Vegan mit Herz und Hund. Interview mit Stephanie Kindermann", vegetarierbund.de] Distanziert PeTA sich davon? Keineswegs, im Gegenteil: "PeTA-Kampagne: Schauspielerin Stephie Kindermann [...] reitet als ‚Lady Godiva’ auf ihrem Pferd gegen Presomen." [Tierbefreiung aktuell, Juni 1997].

Promis

Ohnehin wird bei PeTA-Galionsfiguren in erster Linie auf deren Prominenz geachtet, Ethik ist dabei irrelevant.  Auf der Liste der Prominenten, die PeTA unterstützen, stehen beispielsweise Thomas D., der im Zug einer PeTA-Kampagne [Stern 28, 2001] äußerte, er kaufe Eier nur "bei einer Frau im Nachbardorf, wo die Hühner noch einen Namen haben", als ob – selbst wenn es wahr wäre – dafür keine Hühner und männlichen Kücken litten und getötet würden. Scheinheilig, wenn es dann heißt: "Comedy-Star Dirk Bach und Chef-Rapper Thomas D. wollen Hühner befreien" [PeTA-Pressemitteilung, 28. September 2001]. Nicht, daß sie dazu in Legebatterien gingen oder Thomas D. wenigstens seinen Eikonsum einstellen würde, nein, bei PeTA sieht Tierbefreiung so aus: "In einem engagierten Schreiben an Ministerpräsident Sigmar Gabriel [...] forderten sie diesen auf, den [...] geplanten Ausstieg aus der Batteriekäfighaltung nicht weiter zu blockieren." [a.a.O.]  (daß das Verbot der Käfighaltung reine Augenwischerei ist und eine Forderung nach "alternativen Haltungsformen" mit den Tierrechten unvereinbar, sei hier nur am Rand bemerkt.)

Weitere Prominente sind Dennenesch Zoudé und Esther Schweins, die sich – auch das Teil der PeTA-Stern-Kampagne (!) ­ "für artgerechte Tierhaltung" engagieren, die "No Angels", die bei der PeTA-Stern-Kampagne sagten, "dass man Tiere nicht quälen darf" und in einem Interview angaben, bevorzugt bei McDonald’s zu essen (jetzt immerhin mit dem Segen von PeTA) und Nina Ruge, über die nach der Kampagne berichtet wurde: "Nina Ruge, Fernsehmoderatorin, kämpft zwar in einer Anzeigenkampagne mit der radikalen Tierrechtsorganisation PeTA gegen Tierversuche, doch besteht sie darauf, weiterhin ihren Nerzmantel zu tragen. [...] Auch geht bei der ZDF-Lady die Tierliebe nicht so weit, dass sie auf Fleischgerichte verzichten würde: ‚[...] Der Mensch ist doch von Natur aus Allesfresser.’" ["Tierschützerin Nina Ruge trägt Nerz ihrer Mutter auf", AP 8. Juli 2001]. "Formel 1-Fahrer Jenson Button schwört der Gänseleber ab", dank PeTA, versteht sich, was Anlaß zu einer Pressemitteilung [vom 1. August 2001] ist – daß er weiterhin Leichen frißt, kümmert PeTA nicht. Auch Naomi Campbell, die sich bei der "Lieber nackt als Pelze tragen"-Kampagne engagierte, hüllt sich inzwischen wieder in behaarte Leichenhaut.

Superman war Vegetarier

Und noch ein "Promi" ist Teil einer PeTA-Kampagne: Jesus. Dieser sei, so meint PeTA, Vegetarier gewesen.

Dies ist unsinnig und kontraproduktiv. Die Figur Jesus war so wenig "Vegetarier" wie Asterix der Gallier. Der biblische Jesus wird beim Verzehr von Fischleichen ("Und sie legten [Jesus] ein Stück gebratenen Fisch vor. Und er nahm's und aß vor ihnen" [Lukas 24:42-43]) ebenso wie beim Ertränken von 2000 Schweinen [Markus 5:12-13] beschrieben. Und hätte es eine historische Vorlage für diesen Jesus gegeben, der, wie in diesem Zusammenhang oft behauptet wird, Essener war, wäre auch dies nicht sonderlich positiv, züchteten diese doch eigens Ziegen, um deren Haut zu Pergament für ihre Schriftrollen zu verarbeiten. Wie dem auch sei, Veganismus und Tierrechte mit religiösen Legenden zu assoziieren, spielt den Tierausbeutern in die Hände. Und angesichts der blutigen Geschichte des Christentums muß, wenn diese Kampagne damit gerechtfertigt wird, daß es doch viele Christen gäbe, die so vielleicht zu Vegetariern würden und es den Tieren egal sei, warum sie nicht getötet würden, auch die Frage gestellt werden:  Wann kommt die PeTA-Kampagne "Hitler war Vegetarier", um Nazis zu Vegetariern zu machen? Es gibt genügend vernünftige Gründe für Veganismus, einer religiösen Verbrämung bedarf es dabei nicht. Tierrechte erfordern eine Ethik, die in allen Bereichen gültig ist, und somit nicht nur eine Ablehnung speziell des Speziesismus, sondern auch eine Ablehnung von Rassismus, Faschismus, Theismus usw. Hinzu kommt, daß gerade die christlichen Ursachen für die Behandlung von Nichtmenschen eklatant sind.

Vegetarisch vs. Vegan

PeTA spricht nahezu ausschließlich von Vegetarismus, womit fatalerweise der falsche Eindruck vermittelt wird, (nichtveganer) Vegetarismus (und damit das Mißhandeln und Töten von Rindern, Ziegen, Hühnern, Enten usw.) sei akzeptabel. Gern wird hier behauptet, PeTA "meine" mit "vegetarisch" immer "vegan".

Der allgemeine Sprachgebrauch ist ein anderer. Dabei beinhaltet "vegetarisch" auch Milch- und Eiprodukte. Und auch wenn in einigen PeTA-Texten Argumente gegen Milch und Eier aufgeführt werden, Vegetarismus bedeutet immer noch eine Akzeptanz dieser Tierqual- und Tötungsprodukte.

Zudem ist die Behauptung, PeTA meine mit vegetarisch immer vegan, falsch. Daß viele der prominenten "Vegetarier", mit denen PeTA sich schmückt, nicht vegan sind, so daß auch hier "Vegetarier" keineswegs "Veganer" heißt, muß wohl kaum erwähnt werden. PeTA fordert zudem zum Konsum nichtveganer Produkte auf, z.B. kuhmilchbasierende Sojajoghurts, Mayonnaise mit Gurkenstücken aus honigbasierender Lake (in der neuen Vegetarismus-Broschüre "Vegetarisch – so starten Sie durch") oder Burger: "Wenn Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis kennen, der hin und wieder in Fast-Food-Restaurants isst, heben Sie nicht den mahnenden Zeigefinger, sondern fordern Sie diesen auf, sich nach dem [nichtveganen] vegetarischen Burger zu erkundigen. Ich versichere Ihnen, dies ist ein äußerst schmackhafter Weg, Ihre Freunde und Bekannten vom Vegetarismus zu überzeugen!" [Harald Ullmann, 16.07.01 in einem Rundschreiben zur Burger King-Protesteinstellung]

Und auch hier wird ganz deutlich, daß Vegetarismus für PeTA keineswegs Veganismus heißt, sondern vielmehr als eine gleichwertige Alternative behandelt wird: "Für die Verbreitung des Vegetarismus bzw. des Veganismus ist es ganz wichtig, dass auch diejenigen, die zum Essen in ein Fast-Food-Restaurant gehen, mit vegetarischem Essen in Kontakt kommen, und nicht nur diejenigen, die aus Überzeugung sowieso schon nur nach veganem/vegetarischem Essen Ausschau halten."  [a.a.O]

Kriegsgewinnler

Auch aus Terroranschlägen versucht PeTA Kapital zu schlagen. Der vor der Hinrichtung stehende Oklahoma City-Bombenleger beispielsweise verhielt sich jedoch indifferent bezüglich der Bitte PeTAs, statt weitere Tode zu verursachen, Tierprodukte aus seiner Ernährung zu streichen "I don't know what it means for the vegan movement if Timothy McVeigh, in his final days, adopts a vegan diet", sagte PeTA-Kampagnenkoordinator Bruce Friedrich. "But I think it would be very positive for his soul.”[11] [Associated Press, 16. April 2001]. Daß PeTA auch den für McVeighs Begnadigung zuständigen Gouverneur gebeten hat, das Töten von Menschen und anderen Tieren zu kulinarischen und juristischen Zwecken zu unterlassen, ist kaum anzunehmen.

Schon sechs Tage nach dem Anschlag auf das World Trade Center war zu erfahren, daß "PETA’s [sic!] Tierrettungsteam am Schauplatz der Katastrophe in New York" [PeTA-Pressemitteilung, 17. September 2001] sei, gefolgt von einer Propaganda für "Haus"tiergefangenhaltung, wie sie von Tierhändlern, nicht aber von einer angeblichen Tierrechtsorganisation zu erwarten wäre:  "Das unfassbare Trauma, das die Überlebenden der Zerstörung durchlitten, werde noch dadurch vergrößert, dass  sie von ihren Tieren getrennt seien, die sie als Teil der Familie ansehen. In solchen Zeiten sei für die Opfer nichts tröstender, als wenigstens einen Anflug von Normalität wiederzuerlangen, wie zum Beispiel die Aufmerksamkeit und Liebe eines Hundes oder einer Katze." Wie schon dem im Abschnitt über Reiten angeführten Newkirk-Zitat zu entnehmen, heißt PeTA das Gefangenhalten von Tieren zum eigenen Vergnügen gut.

"Was haben die tragischen Ereignisse vom 11. September in New York mit dem Welttierschutztag zu tun?" fragt PeTA noch vergleichsweise harmlos [PeTA-Pressemitteilung, 4. Oktober 2001], sucht dann für Porträts im Internet und eventuell einen Bericht in der PeTA-Zeitschrift Animal Times "vegan and vegetarian members of the US armed forces"[12] [Mail-Rundschreiben "Vegetarians in uniform" von Bruce Friedrich, 11. Oktober 2001] – wieder einmal bedeutet übrigens "vegetarisch" bei PeTA eben nicht "vegan" – um wenige Tage später "ausdrücklich vor dem Kauf von Lederprodukten" zu warnen, nicht etwa, weil dafür Tiere umgebracht werden, sondern "weil dadurch der Top-Terrorist Osama bin Laden finanziell unterstützt werden könnte [...] der Besitzer einer Gerberei im Sudan sei, die Leder [...] exportiere." [PeTA-Pressemitteilung, 16. Oktober 2001]

Immun gegen Kritik

PeTA hat sich, was Kritik angeht, eine Haut aus Teflon zugelegt. Die Reaktion des (damaligen) PeTA-Kampagnenleiters Frank Höneck, als in einem Internet-Forum Kritik u.a. an den Katzentötungen von PeTA geäußert wurde: "Was für eine bodenlose Hetzkampagne, Herr Stößer, haben Sie hier angekurbelt? Was für Lügen verbreiten Sie hier auf Ihrem Forum?" [www.antispe.de/foren, Beitrag vom 8. Juni 2001].

Zur Stellungnahme zu einigen der oben angeführten Punkte aufgefordert, fragte Harald Ullmann zurück (etwa, wo denn geschrieben stünde, daß ein japanisches Steakhaus PeTA finanziere – eine interessante Formulierung [Mail vom 13. August 2001]) und leitete ein (im wesentlichen Form-)Schreiben von Ingrid Newkirk – Tenor: alles nur Gerüchte "unserer Gegner", um "die kostbare Zeit der Aktivisten zu verschwenden", wenn einem nicht gefiele, was PeTA tue, solle man doch das tun, was man für richtig halte – weiter:  "[T]here is a concerted effort by our opposition […] to suck up activists very precious time. [...] True activists act, they don’t look at what other activists are doing and spend their time debating whether other activists are on the ‘one true’ path. If you don’t like what PeTA does, please do whatever you think is right. […] If you spread untruths about PeTA, you are setting out to deliberately try to harm a force for positive change, so please do your homework or your motives will be very suspect indeed. Only suckers fall for such tricks.”[13] [Mail vom 13. August 2001] "Wahre Aktivisten” kritisieren also nicht PeTA. Wer PeTA kritisiert, verbreitet die Unwahrheit, und wer darauf hereinfällt, ist ein Trottel.

Ullmann lapidar: "[W]ir betrachten Ihre Antworten [sic!] durch die e-mail von Ingrid Newkirk als beantwortet." [Mail vom 15. August 2001]

Offenbar hat PeTA sich also gegen jegliche Form der Kritik immunisiert.

Fazit

Wer sich fragt, warum das "e" in PeTA kein Großbuchstabe ist, ahnt es nun: Ethik wird bei PeTA klein geschrieben. PeTA nennt  sich "Tierrechtsorganisation" und verstößt dabei auf  eklatante Weise permanent – es ließen sich zahllose weitere Beispiele aufführen – gegen die Tierrechte. Dies ist umso schlimmer, als es PeTA gelungen ist, bei vielen – Einzelpersonen ebenso wie Medien – den Eindruck zu erwecken, PeTA sei "die" Tierrechtsbewegung schlechthin.

PeTA ist keine Tierrechtsorganisation (mehr). Sicher mag es bei PeTA einige Tierrechtler geben (die das noch nicht begriffen haben oder einfach nicht wahrhaben wollen). Diesen sei geraten, statt eine (für die Tierrechte kontraproduktive) Tier"schutz"organisation wie PeTA weiter zu unterstützen (die These, PeTA "von innen heraus" zu ändern, die sicher einige anführen werden, ist lächerlich angesichts der Übermacht an Nichttierrechtlern bei PeTA), ihre Zeit und Kraft lieber in Tierrechtsarbeit zu investieren. Und natürlich, PeTA die finanzielle Unterstützung zu entziehen.

(unwesentlich verändert) erschienen in "Voice", Nr. 27, Oktober 2001

Übersetzungen der im Text angeführten Zitate

[1] "Haben Sie Milch?"

[2] "Haben Sie Prostatakrebs? Milchtrinken trägt zu Prostatakrebs bei."

[3] "Würden Sie Ihren rechten Arm geben, um zu erfahren, warum Haie angreifen? Könnte es Rache sein?"

[4] "Eßt die Wale"

[5] "Geld stinkt nicht"

[6] "Sieg"

[7] "Es wie Burger King zu machen heißt, Tiere wie Abschaum zu behandeln."

[8] "McDonald’s läßt Burger King jetzt weit hinter sich, was Tierschutz angeht."

[9] "Das ist es, was PeTA McDonald’s als nächstes zu tun bittet: [...] Hühner [...] verkaufen" und "Was Sie tun können, um zu helfen: Danken Sie McDonald’s"

[10] "Wenn ein Mädchen sexuelles Vergnügen dabei empfindet, ein Pferd zu reiten, leidet das Pferd? Wenn nicht, wen kümmert es? Wenn du deinem Hund einen Zungenkuß gibst und er es großartig findet, ist es falsch? [...] Wenn es keine Ausbeutung und kein Mißbrauch ist, kann es nicht falsch sein."

[11] "Ich weiß nicht, was es für die vegane Bewegung heißt, wenn Timothy McVeigh in seinen letzten Tagen eine vegane Ernährung annimmt. Aber ich glaube, daß es sehr positiv für seine Seele wäre."

[12] "vegetarische und vegane Mitglieder der US-Streitkräfte"

[13] "Es gibt eine konzertiere Bemühung unserer Opposition [...] kostbare Zeit von Aktivisten zu verschwenden. Wahre Aktivisten handeln, sie schauen nicht darauf, was andere Aktivisten tun und verbringen ihre Zeit nicht damit, darüber zu debattieren, ob andere Aktivisten auf dem ‚einzig wahren’ Weg sind. Wenn dir nicht gefällt, was PeTA macht, dann mache was immer du für richtig hältst. [...] Wenn du Unwahrheiten über PeTA verbreitest, gehst du daran, absichtlich zu versuchen, einer Kraft des positiven Wandels zu schaden, mach also deine Hausaufgaben, oder deine Motive sind tatsächlich sehr verdächtig. Nur Trottel fallen auf solche Tricks herein.”

Reaktionen von PeTA et al.

PeTA reagierte auf diesen Artikel mit der Verbreitung von Lügen (da inhaltlich natürlich nichts entgegenzusetzen ist). Diese - samt der entsprechenden Beweise - werden hier dokumentiert.

Autor:Achim Stößer
WWW: http://maqi.de
Email:mail@maqi.de