"Universelles Leben" ruft zum Protest gegen Jäger auf

Teile der Berliner Tierschützerszene sollen seit einiger Zeit gezielt von der Sekte "Universelles Leben" (UL) unterwandert werden. Die spiritistische Vereinigung ist vorwiegend in Baden-Württemberg, ihre Zentrale hat sie in Marktheidenfeld in Unterfranken. Sie versuche über die "Initiative zur Abschaffung der Jagd" Einfluss auf die Tierschützer zu bekommen, sagte der Sektenbeauftragten der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Thomas Gandow, am Montag. Dabei "verteufle" die Sekte Jäger unter anderem als "Lust-Töter".

Einige Tausend Mitglieder

In ihrer Broschüre "Der Prophet" vom vergangenen Sommer schreibt die Sekte: "Über 300 000 Jäger bringen in Deutschland jährlich Unfrieden, Angst, Stress, Unordnung, Leid und Tod in Wald und Flur. 13 000 bis 15 000 Tiere werden täglich aus bequemen Hochständen aus abgeknallt. Die Tiere haben überhaupt keine Chance, um ihr Leben zu laufen. Das Wort ,Jagd’, so schlimm es ist, stellt sich noch als Beschönigung dar. Es geht in Wahrheit um die Geilheit aufs Töten."

Matthias Pöhlmann, Referent an der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen sagte, er beobachte seit ein bis zwei Jahren, dass die Sekte "Universelles Leben" das Thema Tierschutz für sich entdeckt habe. "Sie hofft, mit diesem Thema stärker auf die Öffentlichkeit wirken zu können." In Deutschland habe die Sekte einige Tausend Mitglieder. Gründerin, Führerin und Prophetin der totalitär ausgerichteten Vereinigung ist die 1933 geborene Gabriele Wittek, die in so genannten Offenbarungen eine direkte Verbindung zu Gott, Geistwesen und Ufo-Piloten haben will. Für die Mitglieder sei sie das einzige Bindeglied zwischen Gott und der Welt und prophezeit unter anderem Katastrophen und Atomkriege. Seit dem Tod ihrer Mutter vor 22 Jahren glaube die Würzburgerin Gabriele Wittek, Stimmen aus anderen Welten zu hören und verstehe sich als Sprachrohr Gottes, sagte Pöhlmann.

Der Sektenbeauftragte Thomas Gandow gab zudem an, die Sekte habe früher auch Thesen über eine "jüdisch-zionistische Weltverschwörung" sowie Auszüge aus den angeblichen "Protokollen der Weisen von Zion" verbreitet. Behauptungen in eigenen Publikationen, dass auch Deutschland "Spielball herrschsüchtiger Juden" sei, wurden nach öffentlichen Protesten zurückgenommen, so Gandow. Der damals verantwortliche Redakteur, German Murer, spiele heute aber eine wichtige Rolle in der "Anti-Jagd-Kampagne".

Die "Initiative zur Abschaffung der Jagd" veranstaltet an jedem ersten Sonnabend im Monat in Berlin eine "Anti-Jagd-Demo". Für diesen Sonnabend plane sie in dem Räumen der Technischen Universität Berlin ein Symposium mit Podiumsdiskussion zum Thema "Natur ohne Jagd". Einer der Podiumsteilnehmer soll unter anderem der UL-Anwalt und Pressesprecher Christian Sailer sein. Der Journalist Franz Alt solle die Veranstaltung moderieren, sagte Gandow. (dg./dpa)


Berliner Zeitung, 30. Juli 2002

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