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Rauchende Hunde

Gefährdung von "Haustieren" durch Passivrauchen

Rauchen schadetMillionen Tiere, Hunde und Katzen ebenso wie Fische, Nager, Vögel und zahlreiche andere, werden systematisch von ihren "Besitzern" vergiftet. "Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu", steht auf manchen Zigarettenpackungen. Menschen - doch was ist mit anderen Tieren?

Tierversuche, mit denen die Schädlichkeit (oder, im Auftrag der Tabakindustrie, die Unschädlichkeit) des Rauchens nachgewiesen werden soll, indem etwa Kaninchen in Labors Zigarettenrauch ausgesetzt werden, rufen breite Empörung hervor.

Zurecht warnen Anti-Raucher-Kampagnen gerade auch vor der Schädigung von Kindern durch Passivrauchen.

Doch es kümmert kaum jemanden, wenn Menschen, die sich gern als "Herrchen" eines Hundes, "Dosenöffner" einer Katze, oft gar als "Tierfreund" definieren, die Tiere, die gezwungen sind, mit ihnen zusammenzuleben (vgl. "Ist Gefangenhaltung von 'Haustieren' zu vertreten?"), jahre-, oft lebenslang mit Nikotin und Tausenden anderen teils krebserregenden Giften aus Passivrauch traktieren.

"Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?" heißt es in Shakespeares Kaufmann von Venedig. Nun ist die Physiologie nichtmenschlicher Spezies von der menschlichen so verschieden, daß sich kaum eine allgemeine Aussage über die Übertragbarkeit der Wirkung bestimmter chemischer Substanzen machen läßt. Dies ist Hauptargument von Tierschützern gegen Tierversuche (tatsächlich wären Tierversuche auch dann ethisch inakzeptabel, wenn sie übertragbar wären). Kann also aus der Tatsache, daß Passivrauchen für Menschen schädlich ist - Passivrauch ist sogar giftiger als Aktivrauch, und nur ein Sechstel des Zigarettenrauchs wird tatsächlich vom Raucher inhaliert, der Rest wird in der Atmosphäre verbreitet - geschlossen werden, daß Raucher auch anderen Tieren schaden, wenn sie sie dem Rauch aussetzen? Der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) liegen erstaunlicherweise "keine Studien vor, die den Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Haustieren untersuchen." Aber: "Eine Vielzahl von Untersuchungen belegen den Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Gesundheitsschäden beim Menschen. Da auch Tiere wie Hunde, Katzen oder Kaninchen über Lungen verfügen und die Schadstoffe des Tabakrauchs einatmen, sind auch bei diesen Lebewesen Gesundheitsschäden hervorgerufen durch Passivrauchen möglich." (Quelle: BZgA) Das klingt plausibel.

Für die im Passivrauch enthaltenen krebserregenden Substanzen können laut Deutschem Krebsforschungszentrum keine Dosis-Schwellenwerte festgestellt werden, unterhalb derer keine Gesundheitsgefährdung zu erwarten wäre. Auch kleinste Belastungen können zur Entwicklung von Tumoren beitragen. Selbst in gelüfteten Räumen sind noch nach Stunden große Konzentrationen an Giftstoffen zu finden, zumal sich Feinstaubpartikel an Wänden, Decken sowie allen anderen Gegenständen im Raum ablagern und von dort wieder emittiert werden (Quelle: "'Giftcocktail' Passivrauch"). Auch mit ihrer Kleidung vergiften Raucher andere. Nach aktuellen Schätzungen sterben in Deutschland jährlich 3300 Menschen durch Passivrauchen; Passivrauchen vermindert die Lebenserwartung im Schnitt um acht Jahre.

Hunde

HundeHunde, die Passivrauch ausgesetzt sind, haben beispielsweise ein um 60 Prozent höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Besonders gefährdet sind dabei Hunde mit kurzen und mittellangen Nasen. Langnasige Hunde sind wiederum von einem durch Passivrauchen doppelt so hohen Risiko an Nasenkrebs bzw. Nasennebenhöhlenkrebs zu erkranken betroffen (Quelle: "Passiv-Rauchen beeinflusst die Gesundheit von Haustieren", "Rauch gefährdet Hund, Katz & Co"). Der Länge der Nase kommt daher eine große Bedeutung zu, weil die Nasenschleimhaut schädliche Luftpartikel aufnimmt. Dieser Reinigungsmechanismus ist bei Hunden mit längerer Nase aufgrund der anatomischen Verhältnisse effizienter, so daß schädliche Partikel hauptsächlich in der Nasenschleimhaut hängen bleiben und nicht weiter in die Bronchien gelangen.

Aschenbecher mit KippenJährlich müssen in Deutschland fast 15000 Kleinkinder wegen Nikotinvergiftung behandelt werden. Schon die in einer einzigen Zigarette enthaltene Nikotindosis ist für ein Kleinkind tödlich. Zigarettenkippen sind noch giftiger und somit gefährlicher als Zigaretten oder Zigarettenteile (siehe "Raucher sind Mörder"). Was für menschliche Kleinkinder gilt, gilt auch für Hundewelpen, die spielerisch Zigarettenkippen und damit tödliches Gift aufnehmen. So können bereits geringe Mengen Nikotin Symptome wie Unruhe, Erbrechen, Durchfall, beschleunigte Atmung und Krämpfe auslösen, höhere Nikotindosen führen zur Atemlähmung und zum Kreislaufzusammenbruch. Vergiftungsgefahr besteht dabei nicht nur durch herumliegenden Tabak, Zigaretten, Zigarren oder Zigarillos, sondern auch durch Schnupftabak, Nikotinpflaster oder -kaugummis.

Nichtraucher, die, unabhängig vom Giftgehalt, den Gestank von Zigaretten unerträglich finden, können zudem zumindest ansatzweise nachempfinden, wie es einem Qualm ausgesetzten Hund mit einem um ein Vielfaches empfindlicheren Geruchssinn ergehen muß.

Katzen

KatzeKatzen sind wie Hunde durch Raucher krebsgefährdet. Das Risiko passivrauchender Katzen, beispielsweise an einem Lymphom (dem bei Katzen häufigsten Tumor) zu erkranken, ist zweieinhalb-, nach mindestens fünf Jahren Passivrauchen mehr als dreimal so hoch wie bei Nichtrauchern (Quelle: "Environmental Tobacco Smoke and Risk of Malignant Lymphoma in Pet Cats"). Lebt die Katze in einer Wohnung mit zwei rauchenden Personen, vervierfacht sich das Krebsrisiko sogar (Quelle: "Zigarettenrauch schadet Katzen").

Viele Nichtraucher beklagen, wie sehr Zigarettenqualm in den Haaren hängt - und wenn dies beim "nackten Affen" (Desmond Morris) Mensch schon so ist, wie erst bei wesentlich stärker behaarten Tieren - gerade etwa Katzen, die die sich in den Haaren festsetzenden Giftstoffe dann beim Putzen mit der Zunge aufnehmen. Katzen weisen dadurch u.a. ein höheres Mundkrebs-Risiko auf (Quelle: "Passivrauchen gefährdet Haustiere"). Auch Vergiftungen durch Zigarettenkippen usw. sind möglich.

Passivrauchen schädigt Kleinkinder wesentlich stärker als ältere. In jüngerem Alter nimmt der Körper die Schadstoffe in deutlich größerem Ausmaß auf. Mit zwei bis fünf Jahren nehmen Kinder fünfmal soviel Nikotin auf wie Neun- bis 14-Jährige. Zudem weisen sie im Blut deutlich höhere Werte von Entzündungsmarkern auf, was eine Gefährdung des Herzkreislauf-Systems impliziert.

Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, daß Kleinkinder im Gegensatz zu älteren Kindern die Wohnung nicht verlassen können. Zudem atmen sie schneller, so dass sie mehr Rauch in der Lunge aufnehmen (Quelle: "Kleinkinder nehmen fünfmal mehr Nikotin auf").

Entsprechendes gilt für Katzen. Besonders gefährdet sind naheliegenderweise Wohnungskatzen, die, anders als "Freigänger", den giftverströmenden Nikotinikern nicht ausweichen können.

Nager

MeerschweinchenNun werden aber nicht nur viele Katzen, sondern auch die meisten kleineren (und somit auch schneller atmenden, also mehr Gift aus der Raucherluft aufnehmenden) "Haustiere", Nager wie Meerschweinchen, Hamster, Mäuse, Ratten, aber auch Kaninchen, Echsen, Amphibien usw. in Wohnungen (oft noch dazu in Käfigen oder Terrarien) eingesperrt, ohne die Möglichkeit diese zu verlassen und damit dem Rauch zu entkommen (falls sie, dank Gewöhnung und mangels Kenntnis der Gefährdung überhaupt Tabakrauch meiden würden, wenn sie könnten).

Einige weitere Beispiele: Bei Hamstern hemmt die Inhalation des Nebenstromrauches von Zigaretten die Fortpflanzung (auch wenn dies als positiver Nebeneffekt gesehen werden könnte, da mehr als genug Tiere aus Tierheimen usw. zu vermitteln sind, ist dies sicher kein Zeichen für Gesundheit), Passivrauch läßt den Blutdruck bei Kaninchen deutlich ansteigen (Quelle: "Passiv-Rauchen beeinflusst die Gesundheit von Haustieren").

Wie bei Hunden und Katzen besteht hier häufig, etwa bei Ratten, wenn sie sich außerhalb eines Käfigs bewegen, die Gefahr der Vergiftung durch Zigarettenkippen. Bemerkenswerterweise wird zumindest davor und auch vor Verbrennungen durch Kippen in vielen entsprechenden Ratgebern gewarnt:
Freigang-Gefahrenquellen für Ratten"Giftige Pflanzen und Putzmittel, Alkohol, Zigaretten und -kippen [...] Alkohol und Zigaretten wegschließen, Kippen nicht im Aschenbecher liegenlassen" ("Ratten", Gisela Bulla, Gräfe und Unzer, 2001), vgl. Abb. aus "Pfiffige Ratten", Andrea Langos, Kosmos, 1997;
"Verbrennen [...] Auch Zigaretten und Kippen bergen eine Gefahr." ("Mein Meerschweinchen", Bella Vista, 2003);
"Verbrennungen [...] keine brennende Zigaretten liegenlassen [...] Vergiftungen [...] Tabakwaren" ("Mäuse", Horst Bielfeld, Gräfe und Unzer, 2002);
"Vergiftungen durch Tabak und Asche [...] keine vollen Aschenbecher stehenlassen" ("Chinchillas als Heimtiere", Maike Röder-Thiede, Gräfe und Unzer, 1999) usw.

Warnungen vor der Gefahr durch Passivrauchen dagegen fehlen.

Auch zu Katzen (s.o.) heißt es: "Verbrennen an der Glut oder beim Fressen, Vergiftung durch das in der Zigarette enthaltene Nikotin. Am besten: das Rauchen abgewöhnen, andernfalls Drehaschenbecher benutzen." (Quelle: "Das GU-Katzenbuch") Ein Drehaschenbecher dürfte jedoch kaum den Lungenkrebs durch Passivrauchen verhindern.
Bildnachweis:
arpix.de, tierrechtsbilder.de
Quellen:
  • BZgA, Mareike Strunk, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Referat 1-13, Prävention des Substanzmissbrauchs, Suchtprävention, p.M. vom 20. März 2008
  • "Environmental Tobacco Smoke and Risk of Malignant Lymphoma in Pet Cats", Elizabeth R. Bertone, Laura A. Snyder and Antony S. Moore, American Journal of Epidemiologie 2002; 156:268-273.
  • "'Giftcocktail' Passivrauch", Der Standard, 9. Januar 2008
  • "Das GU-Katzenbuch", Angelika Müller, Gräfe und Unzer, 1986
  • "Ist Gefangenhaltung von 'Haustieren' zu vertreten?" veganismus.de, Stand 26. Mai 2008
  • "Kleinkinder nehmen fünfmal mehr Nikotin auf", Der Standard, 21. März 2008)
  • "Komm ins Land der Leichen - die Droge Tabak und ihre Opfer", 1992, RBB, 26. Januar 2008
  • "Passiv-Rauchen beeinflusst die Gesundheit von Haustieren", BBC Gesundheit, antenna.nl, Stand 01. Juni 2007
  • "Passivrauchen gefährdet Haustiere", medvergleich.de, Stand 16. Mai 2008
  • "Raucher sind Mörder", raucher-sind-moerder.de.vu
  • "Rauch gefährdet Hund, Katz & Co", Österreichische Gesellschaft für Pneumologie, nach apa, 2004
  • "Zigarettenrauch schadet Katzen", ad-hoc-news.de, Stand 15. September 2007

Vögel

Kanarienvögel wurden früher als lebende Alarmananlage zur Erkennung von Gas in Bergwerken eingesetzt. Sie fielen bereits in ihren Käfigen tot von der Stange, ehe die Bergleute überhaupt etwas vom einströmenden Gas bemerkten. Vögel, gerade kleine wie Kanarien, Finken oder Wellensittiche, sind natürlich allein schon aufgrund ihrer geringen Körpergröße weitaus anfälliger für Giftstoffe in ihrer Atemluft.

So erkranken auch Vögel durch Passivrauchen auf Grund ihres empfindlichen Atmungstraktes häufig an Lungenkrebs (Quelle: "Passivrauchen gefährdet Haustiere"), auch wenn die Zahl der Opfer etwa im Vergleich zu Hühnern, die für "Brathähnchen" oder Eikonsum umgebracht werden, verschwindend gering sein dürfte.

Fische

AquariumSind Fische nicht - im Aquarienwasser - vor der cancerogenen, rauchverpesteten Luft sicher? Zum Thema Fische und Rauch finden sich überwiegend Informationen zur Zubereitung toter Fische, dem Räuchern, denn auch unter Fischen sind die Todeszahlen durch Angeln, Fischerei und "Speisefischzucht" enorm. Doch auch in Aquarien sind die Tiere gefährdet, u.a. durch Rauchen. Zum einen nehmen viele Fische (wie auch aquatile Amphibien) sehr wohl Luft von außerhalb des Wassers auf, zum anderen müssen sie ja auch im Wasser (über die Kiemen) atmen. Wasser, in dem sich durch Raucher Nikotin und andere Giftstoffe aus der Luft angereichert haben.

Gerade Fische werden, weil sie so sensibel auf Schadstoffe reagieren, häufig in Tierversuchen zum Test der Wasserqualität mißbraucht. Angler warnen sogar (wenn auch kaum zum Wohl der Fische, sondern weil sonst "kein Fisch beißt") davor, "Köder" mit Nikotin an den Fingern anzufassen, und empfehlen, sich nach dem Rauchen gründlich die Hände zu waschen.

Fazit

Raucher töten"Daß auf der Welt mehr Menschen durch die Zigarette sterben, als durch Alkohol, Heroin, Kokain, Auto- und Flugzeugunfälle, Aids und Mord zusammen" (Quelle: "Komm ins Land der Leichen") verschweigt die nichtmenschlichen Opfer.

Gegen die Werbekampagne einer Zigarettenmarke, die auf die Comic-Werbefigur "Joe Camel" setzt und deren Zielgruppe vor allem noch nicht rauchende Kinder sind, gibt es einen Ad-busting-Aufkleber (Quelle: "Komm ins Land der Leichen"): "This ad insults camels... Camels aren't dumb enough to smoke!" - "Diese Anzeige beleidigt Kamele ... Kamele sind nicht so dumm, zu rauchen." Jedenfalls nicht freiwillig.

"Die Pfeife rauchte ich bald wie ein Alter", läßt Kafka den für den Zoo Hagenbeck gefangenen Affen Rotpeter in seinem "Bericht für eine Akademie" sagen. Zumindest Schimpansen, die zur Belustigung des Publikums zu Rauchern gemacht werden, gehören mittlerweile der Vergangenheit an.

Myriaden nichtmenschliche Tiere dagegen werden ermordet, weil nicht vegan lebende Menschen ihre Leichen, Drüsensekrete usw. konsumieren, ihre Haut tragen, sie begaffen wollen - oder eben auf Raten umgebracht, von Süchtigen langsam vergiftet.

Autor:Achim Stößer
WWW: http://maqi.de
Email:mail@maqi.de