Pressemitteilung ()

Welttierschutztag 2016

Alpenmärchen

Alpenmärchen

Es war einmal, vor nicht langer Zeit, da wurde ein Kälbchen geboren. Neun Monate und acht Tage, nachdem die Mutter mit dem Sperma vom Zuchtbullen Mirko künstlich befruchtet worden war. Den Vater hatte sie nie gesehen. Mit großen Augen schaut das kleine Kälbchen aus dem Iglu. Es sucht seine Mutter. Doch die Mutter ist nicht da. Zwar betonen viele Tierschützer, dass die Mutterkuhhaltung die tiergerechteste Form der Rinderhaltung sei, aber diese Variante wird fast nur bei der Fleischzucht eingesetzt. Das einzige, was dem Kälbchen von der Mutter bleibt, ist die Vormilch, auch Biestmilch genannt, denn Milchaustauscher sind durch die Bio-Richtlinien verboten. Die Mutter ist angebunden. Das ist nicht verboten, auch nicht in einem Bio-Betrieb. Sie vermisst ihr Kind, wird es aber nicht wieder sehen, denn es wird zwar Auslauf bekommen, aber nicht zusammen mit der Mutter. Sie isst eine Mischung aus Silage und Kraftfutter, denn sie soll jetzt viel Alpenmilch produzieren und dann das nächste Kalb gebären. Es ist auch Mais aus lokaler Produktion dabei, darauf ist die Bäuerin besonders stolz, aber das Bio-Soja wurde per Schiff aus Südamerika importiert. Denn Deutschland muss viel Soja importieren, um die über vier Millionen Milchkühe mit Eiweiss zu versorgen.

Alpenmilch aus Deutschland? Wieso denn nicht? Es gibt keine genauen Vorgaben. So wird Milch aus Bayern gerne mal als Alpenmilch verkauft.[1]

Aber das Märchen geht noch weiter. Nun bekommt es die Ohrmarke, so wie alle anderen Rinder auch. Die Bäuerin gibt ihm neben der Nummer noch einen Namen. Sie nennt ihn Zeus, denn der letzte Zeus wurde erst vor einem Monat zum Schlachthof gefahren, also ist der Name wieder verfügbar. Unsere Bäuerin hatte mal in einem Magazin von Demeter gelesen, dass die Hörner wichtig für die Verdauung und den Stoffwechsel seien[2]. Sie lässt also die Hörner und setzt auf Rassen, denen die Hörner nicht weggezüchtet wurden, in der Hoffnung, dass dies mehr Gewinn einbringt. Für das Kälbchen ist das kein Trost, denn es sucht immer noch verzweifelt seine Mutter. Was es aber nicht weiss: Es ist männlich und wird somit keine Milch produzieren. Es wurde geboren, damit die Mutter Milch produziert und wird nun gemästet bis es geschlachtet und als Kalbsfleisch gefressen wird.

Eines Nachts wird es von unbekanntem Licht geweckt. Jemand ist in den Stall eingedrungen. Es sind Tierrechtler, welche das Kalb befreien. Sie nehmen es mit und bringen es auf einen Lebenshof, wo keine Tiere getötet werden. Zwar leidet es immer noch an den zuchtbedingten Krankheiten und darunter, dass es seine Mutter nicht mehr sehen wird. Aber hier gibt es immerhin keine tierschutzkonformen Tötungs- und Melkanlagen.

Aber dies ist nur ein Märchen. Nur wenige Tiere können von Tierrechtlern befreit und an einen sicheren Ort gebracht werden. Die Trennung von Mutter und Kalb, die Tötung männlicher Kälber, die Euterkrankheiten: All dies ist Realität.

Am 4. Oktober ist wie in jedem Jahr Welttierschutztag, an dem Tierschützer für angeblich artgerechte Methoden werben. Auch Spenden werden gesammelt, denn viele spenden gern, um das Märchen von glücklichen Tieren zu hören.

HeuenVeganer beim Heuen. Mit modernen Maschinen geht es auch leichter und schneller, aber selbst mit Sense und Heugabel könnte die Verbuschung verhindert werden.

Tierschutzvereine setzen sich für die Haltung von Tieren ein. Einige Tierschutzvereine möchten eine Welt wie im Märchenbuch erhalten (in der Schweiz als Heimatschutz bezeichnet). Andere profitieren direkt von der Produktion von Tierprodukten wie "Freilandeier" oder "Alpenmilch". Deswegen wird nicht etwa die Abschaffung der Tierausbeutung gefordert, sondern gesetzliche Regulierung und Haltungsformen, welche von den Konsumenten akzeptiert werden.

Tierschutz wird auch gerne als Umweltschutz dargestellt. Dies obwohl die Anbauflächen gar nicht ausreichen, um ohne importierte "Futtermittel" auszukommen[3][4]. Auch die von Tierschützern viel gelobte Weidehaltung schadet der Umwelt, da die Artenvielfalt reduziert wird[5]. Tierschützer befürchten eine Verbuschung und darauf folgende Verwaldung. Denn die vielerorts natürliche Landschaft mit viel Wald ist nicht erwünscht. Dass Gras auch gemäht werden kann, müsste eigentlich jeder mit einem Bezug zur Landwirtschaft wissen. Auf unbewirtschafteten Weiden könnten viele Pflanzen, wie zum Beispiel Orchideen, gedeihen, die bei natürlicher Verwaldung oder künstlicher Beweidung keinen Lebensraum finden würden.

Man muss nur hinter die Lebkuchenhausfassade schauen und man sieht, was dahintersteckt: Kinder von Rindern, Schweinen, Hühnern in Käfigen, die gemästet werden, um dann gefressen zu werden. Ein Happy End ist erst möglich, wenn keine Tiere mehr für "Fleisch", "Milch", "Eier" ausgebeutet werden. Entsprechend fordern Tierrechtler die Abschaffung jeglicher Tierausbeutung und insbesondere Veganismus. Sie fordern Tierrechte statt Tierschutz. Pflanzenmilch statt Tiermilch. Vegane Lebkuchen statt Vollei, Magermilchpulver und Honig.

Quellen:
[1]: "Im Schatten der Berge": http://www.taz.de/!5089131/
[2]: "Demeter-Milchprodukte stammen von Kühen mit Hörnern.": http://www.demeter.ch/de/produkt/milch_detail.php
[3]: "Importe" (Schweiz): http://www.vsf-mills.ch/VSF/Futtermittel/Rohstoffe/Importe.aspx
[4]: "Export und Import von tierischen Erzeugnissen und Futtermitteln" (Deutschland): http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/083/1708337.pdf
[5]: "Zukunft der Schweizer Alpwirtschaft": http://www.wsl.ch/dienstleistungen/publikationen/pdf/13053.pdf, Seite 57 ff.