Pressemitteilung (10. Juli 2004)

Nichtveganer sind Kindermörder

Immer wieder geistern Horrorgeschichten über angebliche Veganer, die ihre Kinder verhungern lassen, durch die Medien, aktuell in einem Fall aus Bad Driburg.

Fakt ist, so der zuständige Staatsanwalt Ralf Vetter: Das Kind starb an einer Lungenentzündung, die die Eltern nicht behandeln ließen (er "schließt veganische [sic!] Ernährung als Todesursache aus", berichtet die "Neue Westfälische"). Nichtsdestotrotz erwecken die Medien überwiegend den Eindruck, das Kind sei durch den (angeblichen) Veganismus der Eltern gestorben. Möglicherweise hat eine falsche Ernährung zu den tödlichen Auswirkungen der Lungenentzündung beigetragen, doch selbst wenn, dann liegt es an einer Fehlernährung, keineswegs an einer veganen Ernährung. Gesunde vegane Ernährung (auch von Kindern) ist in Wahrheit, wie der Augenschein - zahlreiche real existierende, kerngesunde, von Geburt an vegan lebende Menschen - ebenso wie die wissenschaftliche Faktenlage beweist, problemlos möglich. Sie ist keineswegs "einseitig", sondern im Gegenteil wesentlich vielseitiger als die übliche Ernährung, und schon gar keine "Mangelernährung". Wer natürlich sein Kind ausschließlich mit Gras oder Kartoffelchips ernährt, macht etwas falsch - jedoch hat das mit Veganismus nicht das geringste zu tun, nur weil das Gras oder die Chips zufällig pflanzlich sind: ebenso wäre eine nichtvegane Ernährung ausschließlich mit Katzenmilch oder Mehlwürmern eine Fehlernährung. Würde aber ein Kind so ernährt und daraufhin verhungern, käme kein Journalist auf den Gedanken, den Nichtveganismus auch nur zu erwähnen, vielmehr würden die Eltern, zurecht, schlicht als verantwortungslos oder psychisch gestört bezeichnet. Gleiches gilt, wenn Leute absurden Lehren irgendeines Ernährungsgurus folgend ein Kind nur mit Tomatensaft ernähren, was aber mit verantwortlichem ethischem Veganismus absolut nichts zu tun hat, auch wenn sie dann prinzipiell als Veganköstler zu bezeichnen wären. Ebenso, um ein real existierendes Beispiel zu nennen, wird, wenn wieder einmal ein Kind durch Honig gestorben ist (bei Säuglingen eine häufige Ursache für den sogenannten "plötzlichen Kindstod"), bei "Fleisch"vergiftung in Schulkantinen oder Dutzenden von Toten in einem Altenheim durch Salmonellen in Eiergerichten ebensowenig von "Nichtveganern" im Titel oder auch nur im Artikel gesprochen wie bei den unzähligen Herzinfarkt- oder Krebstoten, die nachweislich durch nichtvegane Ernährung mitverursacht werden.

"Würde aber ein Kind, das zufällig vegan ernährt wird, von einem Auto überfahren, würden sie vermutlich auch noch ein erhöhtes Verkehrsrisiko durch Veganismus herbeidichten, ungeachtet der unzähligen, vernünftig (und damit gesund) vegan lebenden Kinder, die weder überfahren wurden noch an Lungenentzündung oder Unterernährung leiden", kritisiert Achim Stößer von der Tierrechtinitiative "Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus". "Der vor zweieinhalb Jahren in Cottbus verhungerte Dennis interessierte die Presse kaum, die - offensichtlich nichtvegane - Ernährung seiner Eltern wurde totgeschwiegen, gleiches gilt für die etwa zur selben Zeit in Genf verhungerte 16 Monate alte Sylvie. Ich erinnere mich auch nicht, daß irgendwo die Tatsache erwähnt wurde, daß der Kindermörder Michel Fourniret Nichtveganer ist." Statt dessen dürfen jetzt wieder Ernährungspseudowissenschaftler Ammenmärchen über Kalzium in Milch oder Vitamin D verbreiten (als ob nicht unzählige vegane Kalziumquellen - darunter übrigens menschliche Muttermilch im Fall von Säuglingen - zur Verfügung stünden, und als ob nicht Millionen nichtveganer Eltern die Ernährung ihrer Kinder mit Vitamin D ergänzen müßten, wenn sie nicht ausreichend an die Sonne kämen). Da wird von amerikanischen Studien fabuliert, nach der "vegan ernährte Kinder langsamer wachsen als ihre vollwertig ernährten Altersgenossen". Davon abgesehen, daß vernünftige vegane Ernährung, im Gegensatz zur Durchschnittsernährung, sehr wohl vollwertig ist, stellt sich hier die Frage, weshalb dann die Amerikanische Ernährungsgesellschaft (American Dietic Association, ADA) vegane Ernährung auch von Kindern nicht nur als geeignet erachtet, sondern zugleich auf die positiven Auswirkungen zur Vermeidung ernährungsbedingter Krankheiten hinweist - anders als die entsprechende Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die noch immer Ernährungsmythen aus dem wissenschaftlichen Mittelalter nachhängt. "Im übrigen mag das durchaus sein, wachsen doch 'Wildschweine' wenig überraschend auch langsamer als sogenannte 'Mastschweine'", so Stößer. "Wieso es aber ein Vorteil sein soll, menschliche Kinder mit Hamburgern, Milchschnitte und Marsriegeln zu mästen bleibt wohl das Geheimnis des Bauernverbands." Und wenn in einem Artikel die "Ernährungswissenschaftlerin" Ute Alexy allen ernstes behauptet: "Bei reiner Pflanzenkost sind Mangelerscheinungen in jedem Lebensalter unausweichlich", so bewegt sie sich damit angesichts zahlloser gesunder, teils lebenslanger Veganer auf dem Niveau eines "Geowissenschaftlers", der die Erde zur Scheibe erklärt und die Existenz von Erdumseglern verleugnet. Manche schämen sich nicht einmal, die alte Mär vom Eiweißmangel hervorzukramen, als ob Eiweiß nicht mehr als ausreichend beispielsweise in Hülsenfrüchten, Tofu, Lopino, Getreide usw. vorhanden sei, teilweise in größerem Maß als in Leichenteilen. "Das ist in etwa so, als würden Nichtraucher vor Sauerstoffmangel gewarnt, da Raucher beim Inhalieren ja u.a. Sauerstoff aufnehmen", so Stößer.

Wobei natürlich auch im aktuellen Fall die Frage gestellt werden muß, was das ganze überhaupt mit Veganismus zu tun hat. Im letzten Fall vor einigen Wochen in Österreich, wo eine Mutter ihre 17jährige(!) Tochter verhungern ließ, ergab - nach der üblichen Schwemme antiveganer Hetzartikel - eine nähere Betrachtung, daß sie u.a. Eier konsumierte. Nun ist jemand, der Eier konsumiert, etwa so veganPropagandaartikel im 'Volksblatt' wie jemand, der Schnaps trinkt, Antialkoholiker ist. Für die Produktion von Eiern werden jährlich allein in Deutschland vierzig Millionen männliche Küken vergast oder vermust, ebenso viele Hennen ein Jahr ausgebeutet und dann ebenfalls umgebracht. Auch das ist ein Punkt, der in den Berichten regelmäßig unter den Tisch fällt: die entscheidende Motivation, vegan zu leben (im Gegensatz zu Veganköstlern, bei denen - wie auch im hier vorliegenden Fall - merkwürdige Ernährungslehren, gesundheitliche Aspekte und andere egoistische Gründe im Vordergrund stehen: "Die Familie wollte sich ohne weltanschauliche Hintergründe einfach gesund ernähren", so der zuständige Staatsanwalt). Ethisch entscheidend für Veganismus ist, das Recht auf psychische und physische Unversehrtheit von Tieren zu achten - und das schließt selbstverständlich Menschen und damit das eigene Kind ein.

So muß auch Stößer berichten: "Genau eine Journalistin in ganz Deutschland kam gestern ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht zumindest insoweit nach, daß sie, statt ausschließlich die wissenschaftlich unhaltbaren Aussagen sogenannter Ernährungsexperten - der gleichen Art, die vor wenigen Jahrzehnten noch gepredigt hat, möglichst viel "rotes Fleisch" zu konsumieren - wiederzugeben, veganismus.de (eine Internetseite unserer Initiative) kontaktierte. Doch auch in ihrem Artikel wurden die Fakten und die ihr genannten Argumente zu zwei lapidaren Sätzen zusammengestrichen."

Das Kind in Bad Driburg hat die Nahrungsaufnahme verweigert. "Daß Nahrungsverweigerung keine gesunde Ernährung gewährleistet, sollte klar sein. Das trifft aber auch dann zu, wenn die Eltern Leichenfresser sind und das Kind die Mettwurst verweigert." Täglich verhungern übrigens weltweit 15-20000 Kinder. Kinder von Eltern, die überwiegend noch nie von Veganismus auch nur gehört haben. "Viele von ihnen verhungern, weil sie nichts zu essen haben", erläutert Stößer. "Der Inhalt eines leeren Tellers ist, technisch gesehen, vegan, ein Wunder, daß die Medien das noch nicht für ihre Antiveganismuskampagnen ausnutzen. Vielleicht ist den Journalisten ja klar, daß diese Art von Argumentation gegen Veganismus ebenso lächerlich ist wie die, die sie tatsächlich verwenden, nämlich absurde Ernährungsformen als Veganismus auszugeben, nur eben offensichtlicher." Diese Kinder verhungern unter anderem deshalb, weil achtzig Prozent des Weltsojaanbaus und die Hälfte der Getreideernte verwendet werden, um Rinder, Schweine, Hühner usw. zu ernähern, also nichtvegane "Lebens- (oder vielmehr Todes-)mittel" - zu produzieren, vor allem aber Gülle, Treibhausgase usw. Zu den Opfern des Nichtveganismus zählen neben Abermilliarden nichtmenschlichen Tieren also auch Menschen und Umwelt.

"Nicht die Veganer sind Kindermörder, sondern Nichtveganer", fährt Stößer fort. "Viele töten ihre eigenen Kinder, indem sie ihnen ein Ernährungsverhalten aufzwingen, das unbestritten zumindest deren Lebenserwartung signifikant verkürzt, zumal die Ernährungsgewohnheiten meist ein Leben lang beibehalten werden. Sie alle aber töten die Kinder von Rindern, Hühnern oder Schweinen, um Leichenteile, Hennenmenstruationsprodukte und Kuhdrüsensekrete zu konsumieren. Nur will das kaum jemand hören. Und so werden weiterhin alle Jahre wieder, wenn es irgendwo auf der Welt einen Todesfall gibt, der, wie sehr an den Haaren herbeigezogen das sein mag, mit Veganismus assoziiert werden kann, die speziesistischen Medien ihre Propagandaartikel gegen Veganismus auffahren."

Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus setzt sich für eine Verwirklichung der Tierrechte (so etwa das Recht auf physische und psychische Unversehrtheit), die Abschaffung der Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Spezies (analog zu Antirassismus und Antisexismus) und die Etablierung einer veganen Gesellschaft ein.

Nähere Informationen und Bildmaterial bei Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus, c/o Achim Stößer, Brauhausgasse 2, D-63628 Bad Soden-Salmünster, Tel. 06056/9177888, mail@maqi.de, http://maqi.de.

Autor:Achim Stößer
WWW: http://maqi.de
Email:mail@maqi.de