Spiritistische Sekte ködert Tierfreunde

Jagdgegner-Initiative unter Einfluss von "Universellem Leben"

Der Tierschützer Christian Sailer wird gejagt. So jedenfalls sieht er es. Am heutigen Freitag wollte der Rechtsanwalt aus dem unterfränkischen Marktheidenfeld zu einem Symposium der "Initiative zur Abschaffung der Jagd" nach Berlin kommen und in der Technischen Universität ein Referat über "Tierschutz im Grundgesetz" halten. Doch Christian Sailer sagte kurzfristig ab. Grund: Thomas Gandow, Berliner Sektenbeauftragter der Evangelischen Kirche, hatte erklärt, die "Initiative zur Abschaffung der Jagd" stehe in Verbindung zur Sekte "Universelles Leben" (UL). Ein Vorwurf, den der Rechtsanwalt persönlich nahm. "Offensichtlich ist es der Jägerlobby gelungen, die kirchlichen Ideologen vom Dienst für ihre Zwecke einzuspannen ", klagte der Jurist und sprach von einer "Weltanschauungsjagd auf Menschen ". Denn Christian Sailer ist nicht nur als Natur- und Umweltschützer - unter anderem als Beirat des Bundes für Naturschutz in Bayern - aktiv. Der Rechtsanwalt ist zugleich Sprecher der spiritistischen Gemeinschaft "Universelles Leben". Zwischen der Sekte um die Würzburgerin Gabriele Wittek, die von ihren Anhängern als Prophetin verehrt wird, und der Anti-Jagd-Initiative bestehe aber keinerlei Zusammenhang, versichert Sailer: "Das sind zwei Paar Stiefel, die möchte ich getrennt wissen."

Ganz so einfach scheint das jedoch nicht. Achim Stößer von der Tierrechtsinitiative Maqi warnt bereits seit längerem vor einer "Unterwanderung der ,Initiative zur Abschaffung der Jagd' durch die rechtslastige totalitäre Sekte Universelles Leben". Starken Einfluss auf Tierschützer habe UL vor allem über vegetarische Bio-Produkte der Firma "Gut zum Leben", die ein wirtschaftliches Standbein der Sekte ist. Der Biovermarkter versorgt auch die Demonstranten, die am Sonnabend im Anschluss an das Symposium in Berlin gegen die Jagd protestieren wollen.

Die "Initiative zur Abschaffung der Jagd" verweist auf ihrer Internet-Seite auf Publikationen aus dem Verlag "Das Brennglas". Deren Chef, German Murer, war verantwortlicher Redakteur der UL-Zeitschrift "Christusstaat", in der antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet wurden.

"Solche Verbindungen schaden der Tierrechtsbewegung", sagt Undine Kurth. Die Grünen-Politikerin, die Mitglied im Bundesvorstand der Partei ist, war mit dem Journalisten Franz Alt als Diskutantin auf dem Symposium der Jagdgegner eingeladen. Nachdem sie von den Vorwürfen erfuhr, sagte sie ihre Teilnahme ab.

(Tagesspiegel, 2. August 2002, Stephan Wiehler)

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