Hühner-Glück ...

Doris kommt mit Erdklumpen an den Füßen aus der Obstplantage gelaufen. Sie hat den Boden gelockert und den Mulch umgearbeitet. Mit eiligen Schritten läuft sie durchs Gras, bis die Klümpchen abfallen... Vom Pflegen der Obstanlage bekommt man Durst. Schnell ein bisschen Wasser - ach, und da liegen ja noch ein paar Körnchen, die vom Vogelhaus heruntergefallen sind. Die werden auch noch gleich aufgepickt...

Doris ist ein quicklebendiges Sussex-Huhn auf einem urchristlichen Hof. Mit gut einem Dutzend anderer Hühner, dem Hahn Hanun und dem jüngeren Indianer bewohnt sie das ganze Hofgelände mitsamt dem großen Garten. Die Pflege der Obstanlagen ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, denn da gibt es immer etwas zu picken und zu scharren. Mit System geht’s die Reihen herauf und herunter, bis alles ordentlich locker ist. Jetzt aber Achtung alle miteinander: Da hat jemand ein Schmankerl mitgebracht. Getrocknete Aprikosen und Kekse - eine Hühner-Delikatesse. Wie bitte? Aufs Foto sollen wir auch noch?

Die Hühner hier hören auf ihre Namen. Sie heißen Berta, Indianer, Agathe, Doris ... und natürlich haben sie auch unterschiedliche Charaktere. Hanun, der Hahn, hat ein besonders umsichtiges Wesen und ist immer darum bemüht, dass es allen seinen Damen gut geht. Wenn es etwas zum Essen gibt, holt er alle Hühner herbei. Erst wenn alle etwas bekommen haben, nimmt er sich selbst etwas. Hanun bewahrt den Überblick und hält die Truppe beisammen. Er weiß immer, wo jedes seiner Hühner gerade ist. Wenn ein Huhn im Stall ein Ei gelegt hat und gackert, rennt er quer über den Hof zum Stall und begleitet das Huhn wieder zurück zu den anderen. Wie, meine Damen? Sie möchten heute lieber im unteren Stall übernachten? Wenn der genauso sicher ist - bitte sehr, ganz wie Sie wünschen...

Wer einmal die Möglichkeit hat, diese schönen Wesen eine Weile zu beobachten, verliebt sich auf der Stelle. Die Hühner - geschäftig umherlaufende weiße und braune Federbäusche im Gras, immer wach, immer aufmerksam, immer am Ball. Der Hahn, voller Würde, schreitet zielbewusst durch den Garten, mal eilig, mal bedächtig. Breitet hin und wieder die Flügel aus, beweist Würde und Größe. In welchem Milieu leben diese Hühner? Welche Grundhaltung gegenüber Tieren macht es den Hühnern möglich, ihr Wesen und ihre Art so frei zu entfalten?

Hühner auf einem urchristlichen Hof

"Auf einem urchristlichen Hof hat jedes Huhn das Recht, zu leben wie es der Schöpfer gegeben hat - auch wenn aus einem bebrüteten Ei ein Hähnchen schlüpft, das keine Eier legt oder wenn das Huhn älter wird und nicht mehr legen kann. Auch diese Tiere haben das Recht, so lange zu leben, wie es der Schöpfer gegeben hat. Das Huhn hat uns jahrelang gedient, es hat uns immer wieder ein Ei geschenkt. Jetzt ist es alt, jetzt dienen wir Menschen dem Huhn weiter, bis der Schöpfer es zu sich holt.

Unsere Hühner haben einen großen Garten. Sie laufen frei herum, alt und jung, Hühner und Hahn zusammen. Sie bekommen von uns gute, artgerechte Nahrung, so wie auch wir Menschen uns unserem Wesen nach gut und gesund ernähren. Und sehen wir, dass es einem Huhn nicht besonders gut geht, dann holen wir eine urchristliche Tierärztin, die dem Huhn mit alternativen Aufbaustoffen hilft, bis es wieder gesund ist. Die Hühner pflegen auch unsere großen Obstanlagen. Sie leben mit uns, wir schützen sie und sie fühlen sich bei uns Menschen geborgen. So halten wir es mit allen Tieren. Die Hühner geben uns, wir geben ihnen - und so stehen wir mit unseren kleinen Geschwistern in guter Kommunikation."

"Und es ist Friede auf Seinem werdenden heiligen Berg"

und Hühner-Qual

Hühner in einer "christlichen" LegeBatterie

Es ist eng. Es ist laut. Die Metallgitter sind kalt und hart und das Stehen darauf tut weh. Sie kann sich nicht bewegen, findet keinen Schlaf, weiß nicht, ob sie morgen noch lebt. Aus Verzweiflung bringt sie sich selbst Verletzungen bei oder attackiert die anderen Mitgefangenen...

Hühner in "christlichen" Legebatterien führen nicht das Leben eines Huhns. Sie sind eierproduzierende Organismen, die auf den Schrott kommen, wenn die Produktionseffizienz der "Biomaschine" nachlässt. Zu viert oder fünft werden die Hennen in Drahtkäfige gestopft. Jedes Tier auf einer Fläche, die kleiner als der eigene Körper ist - nicht einmal so groß wie ein DIN-A 4-Blatt. Die Tiere drängen sich übereinander, aufeinander - unzählige sterben täglich in einer deutschen Batterie an den Folgen der Enge. Ihre Nahrung ist, wie der belgische Dioxin-Skandal zeigte, mit Fett schmuddeliger Herkunft angereichert.

Hennen, die keine Eier mehr legen, weil ihre Körper vom permanenten Legen nach kaum einem Jahr schon ausgelaugt sind, werden von Greifern in Plastikboxen verfrachtet und zum Schlachthof transportiert. Bei der Schlachtung werden die Hennen mit Elektroschocks betäubt und in ein Wasserbad getaucht, das unter Strom steht. Mehr als die Hälfte der Tiere bleibt bei Bewusstsein. Sie werden kopfüber an ein Transportband gehängt - und fahren dem Tod entgegen: Mit einem Messer wird ihnen der Nacken aufgeschlitzt. Bald reißen ihnen die Menschen die Flügel vom Körper und stecken sich die gebratenen Leichenteile in den Mund.

"Ich wollt, ich wär ein Huhn"???

"Nicht meine Artgenossen klage ich an, die mein Federkleid geschändet haben. Aus Verzweiflung und Leid und aufgrund der Enge in den Ställen versucht jedes Tier, mehr Platz zu erhalten. Das ist Täuschung. Wenn sich das eine oder andere Mitgeschöpf umdreht, dann scheint es, als würde es mehr Platz geben. Unser Leben ist die Natur. Was uns das Leben der Natur bietet, das ist unsere Nahrung. Wir wollen eure bestialischen Futtermittel nicht, die nur auf Fleisch, Gewicht und Gewinnsucht gedopt sind. Wir wollen uns im Freien frei bewegen und das essen - ja: essen und nicht "fressen", was uns die Natur schenkt. Wisst ihr Menschen denn nicht, dass das, was ihr uns antut, auf euch selbst zurückfällt? Der Schöpfer, der das Leben ist und dessen Geschöpfe wir alle sind, hat solches, was ihr Menschen an uns verübt, nicht angeordnet. Wer hat euch solches geboten?

(...) Jammert nicht, ihr Menschen, wenn es euch dann so ergeht, wie den vielen Tieren, die ihr gequält und mörderisch behandelt habt. Wundert euch nicht, wenn euer Leib von Geschwüren und Pusteln übersät ist. Wundert euch nicht, wenn andere kein Erbarmen zeigen. Wundert euch nicht, wenn man euch die Kleider vom Leib reißt und ihr missbraucht werdet. Habt ihr nicht auch das Federkleid rupfen lassen? Habt ihr nicht auch die "Hähnchen" töten und grillen lassen? Habt ihr nicht die Schenkel von ihren toten, gegrillten Leibern gerissen und gegessen - oder schmatzend "gefressen"? Es stellt sich hier die Frage: Wer isst und wer frisst? Ist das "Fressen" den Tieren angeboren oder den Menschen, die glauben, höhere Werte zu verkörpern als das Tier?"

Aus "Tiere klagen - der Prophet klagt an", kostenlose Broschüre, zu beziehen bei: Verlag DAS WORT, Max-Braun-Str. 2, 97828 Marktheidenfeld, Tel. 09391/504--135, Fax -133


"Das Friedensreich" Nr. 3 / 2001

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