Faschistische Verbindungen und Ideologien

Sekten und Rechtsextremismus

(Auszug)

Immer wieder werden den sogenannten Sekten rechtsextreme oder faschistische Verbindungen und Ideologien vorgeworfen. Wie sieht es nun konkret damit aus? Zunächst muss man sich bewusst sein, dass etliche totalitäre religiöse Organisationen nicht erfasst sind, da bei diesen manchmal nach aussen hin andere Meinungen vertreten werden als im inneren Kreis. Dieses oftmalige Tarnen gegenüber der demokratischen Öffentlichkeit hat den Sinn, gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen und mögliche Verbotsgesetze zu umgehen.

[...]

Universelles Leben

Diese Vereinigung glaubt an die Weltverschwörung von Juden und Freimaurern, ein Bezug fand auf die Zeitschrift CODE sowie auf andere rechtsextreme Quellen statt. (Kontakte bestehen zur Bruderschaft Salem). Der Hass auf die christlichen Kirchen und der Antisemitismus sind Brücken zum politischen Rechtsextremismus. (9)

Nachdem »Der Christusstaat« (Sonderausgabe 9/91) und eine Universelles Leben-Broschüre nicht nur die Weltherrschaftsgelüste der Illuminaten »blossgelegt« und als Quelle »Die Protokolle der Weisen von Zion« bemüht und Deutschland als Spielball der »herrschsüchtigen« Juden beurteilt hatte, erfolgte auf Grund öffentlicher Proteste 1995 eine Distanzierungserklärung des verantwortlichen UL-Redakteurs German Murer.

Dessen ungeachtet erfreut sich die UL-Zeitschrift »Der Christusstaat« in der rechtsradikalen Szene grosser Beliebtheit. Artikel aus der UL-Zeitschrift werden in rechtsextremen Blättern nachgedruckt. Hans-Walter Jungen wies darauf hin, dass dieser Nachdruck manchmal sogar im gleichen Druckbild erfolgte. Einer, der antisemitische UL-Beiträge schätzt, ist der wegen NS-Wiederbetätigung eine Haftstrafe verbüssende Walter Ortensberger. Das UL rechtfertigt - eine beliebte Unsitte in der esoterischen Szene - den Holocaust an den Juden mit der Karmalehre. Wenn es nach UL-Denkern geht, so waren die von den Nazis vergasten Juden in einem früheren Leben Sklavenhändler im alten Rom. Sie trugen »nur« ihre karmische Schuld - dank Hitler - ab.

Der oberösterreichische Historiker Christoph Trattnig stellte die These auf, dass die Weltverschwörungsbücher des Jan van Helsing mit UL zusammenhängen, ja sogar von diesem in die Welt gesetzt wurden. Ein Indiz in diese Richtung wäre die Tatsache, dass wir bei unserem Bezug des ersten Helsingbandes (1993) einen Werbeprospekt für Schriften des UL mitgeliefert bekamen. Ein weiteres Indiz wäre das Buch »Jesus 2000«, verfasst von einem Hannes Holey, den Helsing als einen Vater definierte. (Es könnte sich auch um ein Pseudonym für Helsing handeln). Das Buch enthält eine massive Werbung für den Ewert Verlag. Christen sind die deklarierten Ansprechpartner, vermittelt doch Holey laut Selbsteinschätzung die »Ur-Lehre-Jesu«, die »in den verwalteten Kanälen kirchlicher Naturschutzgebiete dahin (...) dümpelt(t)«. Die »wahre Religion« ortet der Autor auch bei dem »Christusstaat« der »neuen Urchristen«. Damit ist vermutlich das Universelle Leben (UL) gemeint. Literaturhinweise am Ende des Buches weisen ebenfalls auf das UL hin, womit die These erhärtet wird, dass es eine (inhaltliche) Nähe zwischen dem Umfeld des Ewert Verlags und dem UL gibt. (11)

1994 erlangte der Ewert Verlag das Copyright für das Buch »Tarot des Matto« von Matthias Bormann, der in einer Broschüre (Bormann, »Hexenjagd im 20. Jahrhundert, Radeberg 1997) zahlreiche sogenannte Sekten, vor allem die »Kinder Gottes«, aber auch Scientology gegen die »Hetzpropaganda« der internationalen Sektenaufklärung verteidigt. Bormann, der ein Thanatopsychologisches Institut in Radeberg leitet, kündigte weitere Enthüllungen über die »Hexenjagd«, so u.a. über die »Verfolgung der Scientology-Religion«, an, die im TPI-Verlag erscheinen soll.

Zurück zum UL: 1995 bescheinigte ein bayerisches Verwaltungsgericht dem UL einen Hang zum Totalitären. »Das interne Papier Gemeindeordnung könne ein Instrument totalitären Machtanspruchs in einem System von Bespitzelung und überwachung sein«. (12a) [...]

(9) Jens Mecklenburg (Hg), Handbuch deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S. 394
(11) Christoph Trattning, Esoterik und Faschismus, unveroeffentlichtes Manuskript. Trattning begruendet seine Analyse mit den Aussagen in: Hans Walter Jungen, Universelles Leben
Hannes Holey, Jesus 2000. Das Friedensreich naht, Fichtenau 1997, speziell S. 31, 33, 37, 399, 401, 407
(12a) Mecklenburg (Hg), S. 394


Roman Schweidlenka, Contraste Nr. 166/167, Juli 1998

Internet:http://maqi.de/ul