Bio-Stand einer Sekte soll raus aus Markthalle

SPD fordert: Mietvertrag mit "Gut zum Leben" kündigen

Stuttgart (eh) - Die SPD-Gemeinderatsfraktion setzt den städtischen Eigenbetrieb VMS unter Druck: Umgehend, so die Forderung, soll der Mietvertrag mit der Erzeugergemeinschaft "Gut zum Leben" (GzL) gekündigt werden. Die zur Sekte "Universelles Leben" gehörende GmbH betreibt in der Stuttgarter Markthalle einen Stand - und wirbt nebenbei offensichtlich für ihren "Urchristusstaat ".

Seit mehr als zehn Jahren werden am Stand in der MarkthalleNaturkostprodukte verkauft - "Lebensmittel aus friedfertigem Anbau", heißt der Slogan der bundesweit tätigen GzL-Betriebe. Doch bei dieser Erzeuger- und Vermarktungsorganisation handelt es sich nach Auffassung der Stadträte"nicht um friedfertige Landbauern, sondern um ein Wirtschaftsunternehmen unter dem Dach der sektiererischen Organisation 'Universelles Leben'" (UL). Diese zeichne sich, so erklärt die Fraktion in ihrem Antrag an die Verwaltung, "durch eine autoritäre Weltanschauung, manipulative Psycho-Methoden und eine noch straffere Ausrichtung als die Scientology-Organisation" aus.

Ginge es nach den Stuttgarter Sozialdemokraten, hätte die Stadt den Stand schon längst aus der Markthalle verbannen sollen. Mehrere Vorstöße habe es bereits gegeben. "Aber es gab bislang keine konkrete Handhabe", räumt Stadtrat Andreas Reißig ein. Denn das Marktamt kam nach einer Prüfung 1996 zu dem Schluss, dass eine Kündigung dieser Organisation rechtlich nicht durchsetzbar sei, soweit sich der Mieter nichts zu schulden kommen ließe. Dies aber, ist sich Reißig ganz sicher, sei jetzt der Fall: Nach seinen Informationen wird an dem Marktstand seit einigen Wochen ganz offen eine 30-seitige Broschüre über "Die Güter Neu-Jerusalem" verteilt, in derKunden nicht nur ökologische Produkte aus den so genannten Christusbetrieben, sondern auch mehrere Bücher aus dem einschlägig bekannten UL-Verlag angepriesen werden. Dies verstoße eindeutig gegen die Auflage der Stadt Stuttgart, dass am Stand keine Werbung für die Organisation "Universelles Leben" durchgeführt werden dürfe. Und eine "derartige Werbung sei ein Kündigungsgrund", hatte das Marktamt 1996 der SPD mitgeteilt. "Die Lage ist also klar. Ich hoffe, dass der zuständige Eigenbetrieb VMS umgehendreagiert", sagt Reißig.


Esslinger Zeitung, 4. Juli 2001

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