Briefwechsel mit Helmut F. Kaplan

[siehe auch die Diskussion hierzu im antiSpe-Forum sowie den Abschnitt "Kaplanismen" in "Vegetarier sind Mörder"]

Vegetarisch oder vegan - Fragen, die sich aus einer überflüssigen Debatte ergeben

12. März 2001

Hallo Herr Kaplan,

ich habe viele Ihrer Texte im Internet und Bücher von Ihnen gelesen und erkannt, daß es Ihre Strategie ist, nicht für Veganismus, sondern für Vegetarismus zu plädieren, wie es auch im Text "Vegetarisch oder vegan - Bemerkungen zu einer überflüssigen Debatte" dargelegt ist. Über diese Strategie im allgemeinen und über die Tatsache, daß diese Debatte für mich aus ganz anderen Gründen - weil man nämlich darüber, daß nur Veganismus, aber nicht Vegetarismus, der ebenso wie Fleischessen auf Tierausbeutung basiert, geeignet ist, um die Rechte der Tiere wirklich zu respektieren, nicht diskutieren kann - indiskutabel ist, möchte ich mit Ihnen gar nicht debattieren, da Sie all diese Tatsachen ja bereits kennen und wissen, daß die Kritik an Vegetariern durchaus berechtigt ist, Sie sie nur nicht üben, weil Sie es für strategisch günstiger halten, es nicht zu tun. M.E. ist das ganz anders, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich Ihnen schreibe, denn ich muß es nun mal hinnehmen, daß Sie diese Strategie verfolgen, was deshalb schade ist, da viele v.a. jüngere Leute Sie als Vorbild betrachten und dies nachahmen, anstatt Veganismus zu verbreiten. Um eben diese Vorbildfunktion, die Sie aufrund Ihrer Popularität durchaus haben, geht es nun auch. Da Sie in fast all Ihren Texten ausschließlich für Vegetarismus argumentieren (auf Ihrer Website sind lediglich zwei Texte zum Thema "Veganismus" aufgeführt, wovon sich der eine eigentlich nicht damit befaßt und Sie nur in einem Interview auf die Frage, was Veganer seien, kurz antworten, jemand, der keine Milch und Eier verzehre, und der andere Text "Vegetarisch oder vegan

...

" eben für die Verbreitung von Vegetarismus anstelle von Veganismus plädiert, und auch in Ihren Büchern wird nur von der Notwendigkeit des Vegetarismus gesprochen), sind zu Recht viele Veganer irritiert und fragen sich, ob Sie selbst eigentlich vegan leben oder nicht. Auf www.vegan.de ist sogar eine heftige Diskussion darum entbrannt, ob Sie nun vegan sind oder nicht (http://vegan.de/foren/read.php3?f=10&i=3138&t=3138). Einige Leute waren davon überzeugt, Sie könnten es schon deshalb nicht sein, weil Sie rauchen und aufrund der Argumentation in Ihren Texten, für andere scheint geradezu eine Welt zusammenzubrechen, wenn Sie nicht vegan wären ("Helmut Kaplan ist DER Tierrechtler im deutschsprachen Raum - er muß vegan sein!"), denn für die stellt sich berechtigter Weise die Frage: Wenn Sie es schon nicht sind, von wem kann man es dann überhaupt erwarten?

Nach allem, was ich bisher von Ihnen gelesen habe, kann ich nur davon ausgehen, daß Sie nicht vegan sind bzw. wenn Sie es sind, es bewußt verheimlichen, um Ihre Strategie zu verfolgen, weil Sie anscheinend davon ausgehen, daß es Leute davon abhalten würde, Vegetarier zu werden, wenn sie auch nur wüßten, daß Sie vegan leben (auch wenn Sie weiterhin nur zm Vegetarismus rieten) und ahnen könnten, daß der Schritt zum Veganismus notwendig ist, um die Tierrechte vollends zu respektieren, daß also die Verheimlichung Ihres persönlichen Veganismus Teil Ihrer Vorgehensweise ist. Sie sehen, es wird viel spekuliert, es wird von seiten der Veganer in Ihren Texten nach Hinweisen darauf gesucht, daß Sie doch vegan sind, die sich aber nirgends finden lassen. M.E. sollten Sie die Leute, die Sie z.T. sehr schätzen und nun verunsichert sind, darüber aufklären - z.B. indem Sie selbst einen Beitrag im o.g. Forum schreiben.

Ich gebe zu, daß es mich persönlich auch brennend interessiert und ich gerne darüber bescheid wüßte, auch wenn Sie es nicht öffentlich (z.B. im Forum) preisgeben wollen, da das kontraproduktiv zu Ihrer Strategie wäre, doch darauf kann ich wohl nicht hoffen, da Sie mich nicht kennen und ich Ihnen viel erzählen könnte von wegen, ich würde diese Information für mich behalten. Daher muß ich hoffen, daß Sie sich dazu entschließen, einen Kommentar dazu im Forum oder anderswo abzugeben (bzw. mir von vornherein erlauben, die Information weiterzugeben), was ziemlich unwahrscheinlich ist, da Sie eigentlich nur ins Fettnäpfchen treten können:

Trotzdem denke ich, die Leute haben eine Antwort verdient. Mir geht es hierbei nicht ums Rauchen und ob man Sie, wenn Sie ansonsten keine Tierprodukte konsumieren, als vegan bezeichnen kann oder nicht, sondern konkret um die Fragen: Essen Sie Eier und Eiprodukte? Konsumieren Sie Milchprodukte? Essen Sie Honig? Konsumieren Sie weitere, versteckte Tierprodukte wie gelatinegeklärten Wein oder Säfte, tierkohleraffinierten Zucker, Aromen oder sonstige Stoffe tierlichen Ursprungs? Dabei interessiert mich nicht, auf welche Weise diese Produkte gewonnen oder wie häufig sie konsumiert werden, denn das wäre genauso zynisch wie die Ausflüchte eines "Tierschützers", der beteuert, nur ganz wenig Fleisch zu essen und wenn, dann aus "biologischer Haltung".

Über eine (ehrliche) Antwort würde ich mich sehr freuen, auch wenn sie mich in jedem Fall überraschen würde: Wenn Sie vegan sind, daß Sie es (ungeachtet Ihrer Strategie) nirgends wenigstens am Rande erwähnen, und wenn Sie es nicht sind, umso mehr, denn obwohl man immer wieder erfahren muß, daß so viele Leute, die sich als Tierrechtler bezeichnen und die wirklich intelligent sind auch auch ansonsten gut argumentieren, trotzdem nicht vegan sind, erstaunt mich diese Tatsache immer wieder aufs Neue.

Mit freundlichen Grüßen,

Iris Berger

"Ehrliche Antwort"

21. März 2001

Liebe Frau Berger,

vielen Dank für Ihre Mail. Ich halte Ihr Anliegen durchaus für legitim. Hier also - Überraschung! - meine "ehrliche Antwort".

Zuvor noch eine Bemerkung: Sie können mit dieser Information machen, was Sie wollen, also auch bei irgendwelchen "Chats" veröffentlichen. Ich selbst möchte mich da nicht "einbringen": Einerseits habe ich bei vegan.de gelesen, daß ich ein "schmieriger Typ" sei. Und gestern erhielt ich per E-Mail eine besorgte Anfrage, ob ich noch am Leben sei. Auf tier-befreier.de würden Meldungen kursieren, wonach ich einerseits beim Fleischessen gefilmt worden sei und andererseits überhaupt schon tot sei.

  1. Da stets die Gefahr besteht, "objektive Argumente" zur Rechtfertigung des eigenen faktischen Verhaltens zu mißbrauchen, hier zunächst eine wertungsfreie Darstellung meiner Eßgewohnheiten - damit versteckte, unbewußte oder irrationale Argumentationselemente möglichst leicht identifizierbar sind: Ich versuche, soweit als möglich vegan zu leben, das heißt konkret: zuhause vegan, außer Haus, also auf Reisen und im Restaurant vegetarisch. Seitdem mich meine Frau verlassen hat, kommt hinzu: Wenn mein Sohn zu mir kommt, bestellen wir Pizza Margheritta oder ich "koche" Fertignudeln. Und: Meine 80jährige Mutter schafft es nicht mehr, sich beim Kochen auf vegan umzustellen, sodaß ich zum Beispiel bei ihr auch eine Panier (am Seitan) esse, die mit Eiern kontaminiert ist. Ansonsten esse ich seit Jahrzehnten praktisch täglich "Hamelner Töpfchen" und "Vitam-R". Letzteres auch regelmäßig als Jausenbrot in der Schule!
  2. Die beschriebene Praxis macht mich nicht glücklich, wobei das selbstversändlich nicht den Punkt trifft: der ist nicht, wie ich mich subjektiv fühle, sondern wie etwas objektiv zu rechtfertigen ist. Die Bestrebung des Soweit-als-möglich-Vegan ist dem gleichen Zynismusvorwurf ausgesetzt wie das Sowenig-Fleisch-als-Möglich. Dennoch glaube ich, daß es, wie beschrieben, besser ist, "sehr wenig" Milchprodukte zu essen, als solche "in normalem Maße" zu essen. Das ist einerseits tendenziell ein Widerspruch, aber andererseits muß man dieses quantitative Moment auch mit ins Kalkül ziehen, weil man oft nicht umhin kommt, eine - letztlich notwendig dem Willkürvorwurf ausgesetzte - Quantitäts-bezogene Grenze zu ziehen. Konkretes Beispiel: Nachdem es geregnet hat, gehe ich hinaus, um die Würmer und Schnecken, die jetzt am Gehsteig sind, zu retten. Irgendwo muß ich mit dieser Aktion aber aufhören - wissend, daß, wenn ich weitergehen würde, ich gewiß noch weitere Tiere retten könnte. Wo ist die Grenze? Wie weit muß ich gehen? Um den Häuserblock? Auch um den nächsten? Soll ich eine Viertelstunde gehen? Oder eine Stunde? Oder den ganzen Tag? Irgendwo muß ich eine Grenze ziehen, aber es gibt keinen Punkt, der von vornherein und offensichtlich, geschweige denn von allen akzeptiert der "wirklich richtige" ist. Bei der Frage vegan - vegetarisch ziehe ich die Grenze so, wie ich es oben beschrieben habe.
  3. Die einzige ethisch einwandfreie Ernährung ist die vegane. Punkt.
  4. Denjenigen, die jetzt von mir hoffnungslos enttäuscht sind - was mich alles andere als kalt läßt! -, kann ich zu meiner Entlastung und zu ihrem Trost lediglich sagen: Ich glaube, daß ich nach wie vor für viele als Vorbild tauge, da ich mein ganzes Leben den Tierrechten gewidmet habe und seit vielen Jahren buchstäblich nichts anderes tue, als zu versuchen, diesem Ziel möglichst weitgehend Rechnung zu tragen.
  5. Zu meiner "Öffentlichkeitsstrategie": Im Februar war ich in Hamburg bei einer Talkshow zum Thema BSE ("Talk vor Mitternacht"). Die anderen Gäste: die EU-Finanz-Kommissarin, der EU-Agrarausschuß-Vorsitzende, die NRW-Landwirtschaftsministerin und der Bauernbund-Vizepräsident. Um mich herum: ein paar Dutzend Bauern, die mit dem Bus zur Sendung gekarrt worden waren. Frage: Glauben Sie allen Ernstes, daß mich da irgendwer auch nur ansatzweise verstanden hätte, wenn ich für den Veganismus geworben hätte?
Mit besten Güßen

Helmut F. Kaplan

Re: "Ehrliche Antwort"

7. August 2001

Hallo Herr Kaplan,

ich antworte Ihnen leider erst jetzt auf Ihre Mail vom 21.03.01 - ich hoffe, Sie können sich überhaupt noch daran erinnern. Ich habe lange überlegt,ob ich Ihnen überhaupt nochmal mailen soll, da es wahrscheinlich nichts bringt und Ihnen an einer derartigen Diskussion wohl kaum etwas liegen wird. Dennoch habe ich nun das Gefühl, Ihnen zumindest meine Meinung darüber mitteilen zu müssen, da mich Ihre Antwort sehr enttäuscht hat.

> Zuvor noch eine Bemerkung: Sie können mit dieser Information
> machen, was Sie wollen, also auch bei irgendwelchen "Chats"
> veröffentlichen. Ich selbst möchte mich da nicht "einbringen":

Das habe ich auch getan, und zwar ist ein Teil Ihrer Mail nun unter der Zitate-Sammluing von antiSpe.de (www.antiSpe.de/Quotes.html#kaplan) zu finden. Das soll keine "Hetzkampagne" o.ä. sein, sondern dient dazu, diejenigen, die im Unklaren darüber sind, zu informieren, denn die Frage, ob Sie vegan leben oder nicht, stellen sich mit Sicherheit viele Leute, wie ich in meiner letzten Mail ja schon bemerkt habe. Es ist schließlich wichtig zu wissen, wer von denen, die sich im "Tierschutz" bzw. "Tierrecht" engagieren, sich an der Tierausbeutung beteiligt und wer nicht, sprich, wer Fleischesser, wer Vegetarier und wer vegan ist, um zu erkennen, in wie weit jemand mit seinen Aussagen und Forderungen kongruent lebt.

> 1) Da stets die Gefahr besteht, "objektive Argumente" zur
> Rechtfertigung des eigenen faktischen Verhaltens zu
> mißbrauchen, hier zunächst eine wertungsfreie Darstellung
> meiner Eßgewohnheiten - damit versteckte, unbewußte oder
> irrationale Argumentationselemente möglichst leicht
> identifizierbar sind: Ich versuche, soweit als möglich vegan
> zu leben, das heißt konkret: zuhause vegan, außer Haus, also
> auf Reisen und im Restaurant vegetarisch. Seitdem mich meine
> Frau verlassen hat, kommt hinzu: Wenn mein Sohn zu mir kommt,
> bestellen wir Pizza Margheritta oder ich "koche" Fertignudeln.
> Und: Meine 80jährige Mutter schafft es nicht mehr, sich beim
> Kochen auf vegan umzustellen, sodaß ich zum Beispiel bei ihr
> auch eine Panier (am Seitan) esse, die mit Eiern kontaminiert

Ich muß ehrlich sagen, daß ich von diesen Aussagen entsetzt bin (das ist keine Übertreibung, Sie können es mir glauben oder auch nicht). Natürlich trifft man immer wieder Menschen, die wider Erwarten (weil man von dieser Person, die wirklich intelligent, informiert und - scheinbar - engagiert ist, ganz selbstverständlich annimmt, daß sie vegan lebt) nicht vegan sind, doch bei Ihnen bin ich ganz besonders schockiert. Trotz aller Spekulationen, die kursieren, dachte ich dennoch, Sie müßten einfach vegan sein, das ginge gar nicht anders. Ich kann es immer noch nicht begreifen und werde es auch nie. Natürlich ist es genauso schlimm, wenn eine beliebige Person tierliche Produkte konsumiert als wenn Sie das tun, aber es trifft mich bei Ihnen deshalb härter, weil Sie einfach bescheid wissen und trotzdem nicht so handeln, wie es ethisch erforderlich wäre. Sie können nicht mit Scheuklappen durch die Gegend laufen, weil Sie sich ausgiebig (sicher mehr als die meisten Leute, die vegan leben) mit der Thematik befaßt haben. Sie wissen auch selbst, daß die einzige ethisch einwandfreie Lebensweise die vegane ist und verstecken sich nicht hinter Lügen - um so mehr frage ich mich, wie es Ihnen möglich ist, mit diesem Wissen einen Bissen Tierliches hinunterzubekommen. Sie wissen, daß der Käse auf Ihrer Pizza (der, wie Ihnen sicherlich bekannt ist, aufgrund des darin enthaltenen Kälberlabs nicht einmal vegetarisch ist, was aber m.E. aufgrund dessen, daß für die hierfür benötigte Milch ohnehin Kühe mißbraucht wurden, irrelevant ist) oder die Eier am Seitan direkt aus den KZs der Nahrungsmittelindustrie kommen und die dafür ausgebeuteten Tiere die reinste Folter durchleiden mußten.Wie also können Sie diese Dinge konsumieren? Wie? Das frage ich nicht einen beliebigen Bürger auf der Straße, sondern Sie, der Sie zahlreiche Texte zur Tierrechtsthematik verfaßt haben und sich selbst Tierrechtler nennen. Wie können Sie auf der einen Seite für die Rechte der Tiere plädieren und sich auf der anderen Seite an deren Ausbeutung beteiligen?

Zur von Ihnen beschrieben Praxis des "soweit-als-möglich-vegan" möchte ich noch bemerken, daß das ganz und gar nicht das ist, was ich mir unter "soweit wie möglich" vorstelle. Denn es IST möglich, vegan zu leben - in jeder Situation, das beweisen diejenigen, die es tun. Indem Sie einfach irgendeine Käsepizza bestellen, versuchen Sie nicht, soweit wie möglich vegan zu leben - das würden Sie tun, wenn Sie zumindest eine Pizza ohne Käse bestellen würden (das ist möglich!) und nachfragen würden, ob im Teig Eier oder Milch enthalten sind. Abgesehen davon wird es Ihnen sicherlich nicht entgangen sein, daß es zahlreiche vegane Fertiggerichte gibt, die sich weitaus schneller zubereiten lassen als eine Pizza geliefert wird, doch wenn Sie lieber ein Tierqualprodukt bestellen als schnell etwas in die Pfanne zu werfen, dann tun Sie das wohl nur aus Bequemlichkeit oder Ignoranz; genau das gleiche gilt für den Restaurantbesuch: Ihr absolut unbedeutendes Interesse, auszugehen und in einem Restaurant zu essen, wird über das weitaus wichtigere Interesse eines anderen Tieres gestellt, zu überleben bzw. nicht mißhandelt zu werden. Mit welchem Recht, welcher Begründung? Daß es so gut wie unmöglich ist, in einem Restaurant vegan zu essen, weiß ich selbst, aber Restaurantbesuche sind schließlich nicht lebensnotwendig, sondern in Anbetracht der Tatsache, daß für diesen "Genuß" ein anderes Tier entsetzlich leiden muß, überflüssiger Luxus. Sich auf Reisen vegan zu ernähren, mag zwar kompliziert sein, aber unmöglich ist es nicht, genauso, wie es nicht unmöglich für Ihre Mutter wäre, den Seitan zum Panieren anstatt in Ei in Sojamehl mit Wasser zu wenden (übrigens soll es auch noch ältere Menschen geben, die sogar selbst vegan werden). Wenn meine Mutter das nicht tun würde, würde ich entweder nichts bei ihr essen oder aber selbst dort kochen. Ich gehe aber davon aus, daß ich Ihnen das alles gar nicht sagen muß, sondern Sie einfach aus Bequemlichkeit so handeln, aber genau wissen, daß es im Grunde ethisch nicht akzeptabel ist.

Die meisten Veganer leben "so-weit-als-möglich-vegan", was mir in vielen Punkten nicht weit genug geht, aber das von Ihnen praktizierte Vorgehen tut es mit Sicherheit nicht, denn es geht nicht soweit wie möglich - möglich wäre viel, viel mehr.

Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Tierqualprodukte zu konsumieren, genauso, wie sich der direkte Konsum von Leichen nicht rechtfertigen läßt.

> 2) Die beschriebene Praxis macht mich nicht glücklich, wobei
> das selbstversändlich nicht den Punkt trifft: der ist nicht,
> wie ich mich subjektiv fühle, sondern wie etwas objektiv zu
> rechtfertigen ist. Die Bestrebung des Soweit-als-möglich-Vegan
> ist dem gleichen Zynismusvorwurf ausgesetzt wie das
> Sowenig-Fleisch-als-Möglich. Dennoch glaube ich, daß es, wie
> beschrieben, besser ist, "sehr wenig" Milchprodukte zu essen,
> als solche "in normalem Maße" zu essen. Das ist einerseits
> tendenziell ein Widerspruch, aber andererseits muß man dieses
> quantitative Moment auch mit ins Kalkül ziehen, weil man oft
> nicht umhin kommt, eine - letztlich notwendig dem
> Willkürvorwurf ausgesetzte - Quantitäts-bezogene Grenze zu

Wenn Ihnen ein "Tierschützer" erzählt, nur sehr wenig Leichen zu konsumieren, würden Sie sicherlich ebenso den Kopf schütteln wie ich bei diesen Worten. Natürlich werden weniger Tiere getötet bzw. gequält, wenn eine Person weniger Fleisch bzw. Milch konsumiert als jemand, der dies in "normalem Maße" tut, aber letztendlich geht es doch darum, daß überhaupt Tiere für die Ernährung eines anderen mißhandelt werden. Jedes konsumierte Tierprodukt ist eines zuviel!

> ziehen. Konkretes Beispiel: Nachdem es geregnet hat, gehe ich
> hinaus, um die Würmer und Schnecken, die jetzt am Gehsteig
> sind, zu retten. Irgendwo muß ich mit dieser Aktion aber
> aufhören - wissend, daß, wenn ich weitergehen würde, ich gewiß
> noch weitere Tiere retten könnte. Wo ist die Grenze? Wie weit
> muß ich gehen? Um den Häuserblock? Auch um den nächsten? Soll
> ich eine Viertelstunde gehen? Oder eine Stunde? Oder den
> ganzen Tag? Irgendwo muß ich eine Grenze ziehen, aber es gibt
> keinen Punkt, der von vornherein und offensichtlich,
> geschweige denn von allen akzeptiert der "wirklich richtige"
> ist. Bei der Frage vegan - vegetarisch ziehe ich die Grenze
> so, wie ich es oben beschrieben habe.

Diese beiden Handlungen kann man nicht miteinander vergleichen. Daß sich nach einem Regenschauer Schnecken und Würmer auf der Straße befinden, ist "normal" - es passiert nun mal und ist nicht Ihre Schuld. Wenn Sie einige Tiere dennoch retten wollen, ist das gut und richtig, aber daß Sie nur eine geringe Anzahl von Tieren retten können, ist leider auch nun mal so, das kann man nicht ändern. Wenn Sie aber in einem Restaurant etwas bestellen, wofür ein Tier leiden mußte, ist das sehr wohl Ihre Schuld, es ist eine bewußt durchgeführte Handlung, die die Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere unterstützt. Es ist möglich, das zu umgehen, aber es ist nicht möglich, tagelang Schnecken vom Gehsteig zu retten.

> 4) Denjenigen, die jetzt von mir hoffnungslos enttäuscht sind
> - was mich alles andere als kalt läßt! -, kann ich zu meiner
> Entlastung und zu ihrem Trost lediglich sagen: Ich glaube, daß
> ich nach wie vor für viele als Vorbild tauge, da ich mein
> ganzes Leben den Tierrechten gewidmet habe und seit vielen
> Jahren buchstäblich nichts anderes tue, als zu versuchen,
> diesem Ziel möglichst weitgehend Rechnung zu tragen.

Das finde ich nicht, denn wenn Sie das tun würden, würden Sie doch nicht Tierqual und Folter durch Ihr eigenes Konsumverhalten unterstützen. Es ist so simpel, vegan zu leben, ich kann nicht verstehen, warum man das nicht einfach praktizieren kann! Sie wissen doch auch, daß es Menschen gibt, die ebenfalls ihr ganzes Leben den Tierrechten widmen, aber dennoch (bzw. gerade deshalb) vegan leben. Ich bin wirklich erschüttert. Ich habe ohnehin große Probleme, mit dem egoistischen Verhalten der "Normalbevölkerung" irgendwie umzugehen (verstehen kann ich es sowieso nicht), aber wenn schon jemand wie Sie es nicht "schafft", vegan zu leben, dann kann ich gleich jegliche Hoffnung aufgeben, irgend jemanden vom Veganismus zu überzeugen. Von wem kann ich das denn dann noch erwarten, wenn nicht einmal von jemandem, der sich sein ganzes Leben lang mit dem Thema beschäftigt hat? Da könnte ich mich wirklich schreiend und weinend auf dem Boden wälzen, wenn es nur etwas nützen würde, denn die Erkenntnis, daß nicht mal Sie das durchziehen, ist mehr als deprimierend: Warum sollte jemand, der vorher nie von der Thematik berührt wurde, durch irgendwelche Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit, die wir leisten, vegan werden wollen?

Vielleicht können Sie mir noch einmal antworten, denn für mich ist es so selbstverständlich und logisch, vegan zu leben, daß ich nie begreifen werde, wie jemand, der über das gesamte Wissen in diesem Bereich verfügt, trotzdem etwas Tierliches über seine Lippen bringen kann. Wie das funktionieren soll, würde mich wirklich interessieren (nicht ironisch gemeint).

> 5) Zu meiner "Öffentlichkeitsstrategie": Im Februar war ich in
> Hamburg bei einer Talkshow zum Thema BSE ("Talk vor
> Mitternacht"). Die anderen Gäste: die EU-Finanz-Kommissarin,
> der EU-Agrarausschuß-Vorsitzende, die
> NRW-Landwirtschaftsministerin und der
> Bauernbund-Vizepräsident. Um mich herum: ein paar Dutzend
> Bauern, die mit dem Bus zur Sendung gekarrt worden waren.
> Frage: Glauben Sie allen Ernstes, daß mich da irgendwer auch
> nur ansatzweise verstanden hätte, wenn ich für den Veganismus
> geworben hätte?

Bestimmt nicht, aber dennoch sind Sie so immer der Gefahr ausgesetzt, daß jemand Ihnen vorwirft, sich ebenfalls an Tiertötung und -quälerei zu beteiligen, denn daß für die Milch"gewinnung" Kälber und für die Ei"produktion" männliche Küken getötet werden müssen, müßte gerade ein Bauer besser wissen als der uninformierte Durchschnittsmensch. Außerdem müßte man immer darauf hinweisen, daß die Tierausbeutung in derart viele Bereiche geht und so viele Facetten hat, um das ganze Ausmaß menschlicher Gewalt gegenüber nichtmenschlichen Tieren zu verdeutlichen. Darauf baut der Speziesismus doch überhaupt auf, quasi jede menschliche Handlung ist ein Verstoß gegen die Tierrechte. Es ist wichtig, das klar zu machen und zu zeigen, daß es nicht so einfach ist, lediglich nur kein Fleisch mehr zu essen, denn die Ausbeutungsmaschinerie geht viel weiter. Was hätten wir von einer Gesellschaft, in der zwar die meisten Leute Vegetarier sind, aber dennoch speziesistisch denken und handeln?

Im Übrigen habe ich vor Längerem meiner Mutter, die ich schon ewig vom Veganismus zu überzeugen versuche und die inzwischen Vegetarierin ist, u.a. Ihr Buch "Leichenschmaus" zu lesen gegeben, da ich es für sehr geeignet halte, jemanden vom Vegetarismus (natürlich nicht Veganismus) zu überzeugen. Sogar ihr ist aufgefallen, daß Veganismus dort nicht erwähnt wird, und folglich dachte sie, so sagte sie, wenn das in solch einem Buch nicht mal erwähnt wird, sei es bestimmt nicht so schlimm, z.B. Käse zu essen, wovon sie sich auch bis jetzt nicht abbringen läßt (damit will ich jetzt aber nicht sagen, daß das nur an dieser Lektüre liegt). Insofern denke ich schon, daß es eine große Rolle spielt, ob jemand wie Sie vegan ist oder nicht, weil Sie eben eine Vorbildfunktion ausüben und Manche sicherlich das nachzuahmen versuchen, was Sie vorleben, und ich sehe es als Ding der Unmöglichkeit an, irgendwelche Leute zum Veganismus zu bringen, so lange Menschen, die sich selbst als Tierrechtler bezeichnen, das nicht schaffen.

Mit freundlichen Grüßen,

Iris Berger

Korrespondenz

9. Mai 2002

Sehr geehrte Frau Berger,

ich arbeite gerade an einem Aufsatz zum Thema "Müssen Tierrechtler Veganer sein?" und möchte darin Teile unserer Korrespondenz zitieren, weil ich denke, daß sie einige Aspekte auf den Punkt bringen. Sicherheitshalber möchte ich Sie hiermit fragen, ob Sie damit einverstanden sind.

Mit besten Grüßen

H. F. Kaplan

Re: Korrespondenz

9. Mai 2002

Sehr geehrter Herr Kaplan!

>>>
ich arbeite gerade an einem Aufsatz zum Thema "Müssen Tierrechtler Veganer sein?" und möchte darin Teile unserer Korrespondenz zitieren, weil ich denke, daß sie einige Aspekte auf den Punkt bringen. Sicherheitshalber möchte ich Sie hiermit fragen, ob Sie damit einverstanden sind.
<<<

Ja, Sie können mich zitieren. Glücklich bin ich damit nicht.

Zum einen, weil ich wahrscheinlich zurecht befürchte, daß Ihr geplanter Aufsatz der veganen Bewegung Schaden zufügen wird oder dies zumindest versucht, wie schon Ihr Artikel "Anti-Pelz-Bewegung: Neue Krise durch alte Argumente" vom November letzten Jahres. Ich finde es erschreckend und traurig, daß Sie eine systematische Antiveganismuspropaganda betreiben. Warum? Sie sind davon überzeugt, die "Werbung" für Veganismus schade den Tierrechten. Abgesehen davon, daß das die Absurdität schlechthin ist, weil Veganismus überhaupt erst die Voraussetzung für die Verwirklichung von Tierrechten ist (womit schon der Titel Ihres geplanten Aufsatzes eine absolut überflüssige Frage darstellt), frage ich mich, wie Sie den Anspruch erheben können, das zu wissen?! Im Artikel "Anti-Pelz-Bewegung: Neue Krise durch alte Argumente" schreiben Sie, daß, wenn die Befürworter von "Pelz" mit der Forderung nach Veganismus konfrontiert würden, diese das sofort als Argument benutzen würden zu behaupten, die "Pelz"gegner seien weltfremde Spinner, und infolgedessen wieder die Leichen ermordeter Tiere fressen sowie deren Felle tragen würden. Ich behaupte, daß es ganz anders ist! Die Menschen werden zunehmend informierter, was die Praktiken der Tierausbeutung betrifft: Im März 2001 stand z.B. ein Artikel in der taz, daß "[a]uch Vegetarier für Rindertötung verantwortlich" seien: http://veganismus.de/news/2001-03-vegetariertoeten.html. Wenn man also Menschen, die Tiere in jeder erdenklichen Weise ausbeuten, vorschlägt, vegetarisch zu leben, besteht die Gefahr, daß diese wissen, daß durch Vegetarismus keineswegs die Ausbeutung und Ermordung nichtmenschlicher Tiere (auch über die Vergasung/Zermusung männlicher Küken gleich nach der Geburt wissen heutzutage viele durch Fernsehberichte etc. bescheid) vollständig vermieden wird. Also können diese Leute sich sagen: "Wenn ich auch als Vegetarier zur Ausbeutung und Ermordung von Tieren beitrage, dann kann ich auch gleich Tierleichen essen!" So gesehen ist die von Ihnen geforderte Pro-Vegetarismus-Bewegung vollkommen haltlos/löchrig. Ihre ganzen Ausführungen über die Doppelmoral und Scheinheiligkeit derer, die einerseits gegen "Pelz" sind und anderereseits "Fleisch" fressen, treffen selbstverständlich ebenso auf diejenigen zu, die nichts von beidem tun, aber andere Tierausbeutungsprodukte konsumieren.

Im Übrigen bin ich davon überzeugt, daß man, um den Speziesismus zu begreifen, das volle Ausmaß der Tierausbeutung erkennen muß, und das beschränkt sich nun mal nicht auf die Ermordung nichtmenschlicher Tiere für Leichenteile zum "Essen" und Felle zum Tragen. Diese Ausbeutung wirkt sich nahezu auf jeden Lebensbereich aus, es gibt unzählige Dinge, die durch Tierausbeutung gewonnen wurden.

Zum zweiten bin ich nicht glücklich über meine Wortwahl in den Mails, ich ich Ihnen geschrieben habe. Ich bin noch nicht lange mit dem Thema Tierrechte befaßt (ca. 2 1/2 Jahre) und lerne jeden Tag dazu. Jeden Tag gewinne ich neue Erkenntnisse und Überzeugungen, überdenke und verwerfe meine Einstellungen. So habe ich in diesen Mails beispielsweise vom "Fleischessen" geschrieben. Mittlerweile halte ich es für in höchstem Maße speziesistisch, von den Leichenteilen ermordeter Tiere als "Fleisch" zu sprechen, und den Konsum dieser Leichen kann ich auch nicht als Essen, also als (bloße) Nahrungsaufnahme bezeichnen. "Fleischessen" ist für mich heute ein schrecklich verharmlosender Begriff. Aber gut, ich habe das so geschrieben, also muß ich auch dazu stehen.

Beim Durchlesen unserer Korrespondenz kam wieder sehr große Traurigkeit und Verständnislosigkeit in mir auf. Ich finde es schade, daß Sie die Fragen meiner zweiten Mail nicht beantwortet haben. Diese Fragen existieren immer noch ebenso unbeantwortet in meinem Kopf wie zu dem Zeitpunkt, als ich sie gestellt habe, und ich bräuchte immer noch genauso dringend und notwendig Antworten darauf. Ich habe sie nicht gestellt, um Sie zu nerven o.ä., sondern weil sie mir wirklich wichtig sind. Ich bin immer noch genauso entsetzt und verzweifelt darüber, daß jemand wie Sie nicht vegan lebt. Ich kann es in keiner Weise nachvollziehen, ich finde es schrecklich, und am schlimmsten ist, daß es wirklich schrecklich IST: Für die Tiere, die zu Produktionsmaschinen für Milch, Eier oder Honig gemacht werden sowie für die "Abfallprodukte", die daraus resultieren: männliche Küken und männliche Kälber z.B. Für die vegane Bewegung (ich sage bewußt nicht Tierrechtsbewegung, da das für Sie offensichtlich etwas anderes bedeutet und ein Tierrechtler nicht zwingend vegan sein muß), die enorme Rückschlage erleidet, wenn wieder mal ein Aufsatz von Ihnen erschienen ist, in dem Sie quasi die Legitimation für den Konsum vegetarischer Tierausbeutungsprodukte erteilen und die Leute auffordern, Menschen zum Vegetarismus und nicht zum Veganismus zu bringen, weil sie sonst den Tierrechten schaden würden (wie absurd, absurd, absurd!).

Ich habe Angst vor den negativen Folgen Ihres Aufsatzes, und ich habe Angst durch meine zitierten Äußerungen dazu beizutragen, den Tierrechten zu schaden. Sie sind ein guter Rhetoriker, und sie könnten das so hindrehen. Die Beantwortung der Titelfrage Ihres Aufsatzes ist Ihnen doch schon längst klar, Sie müßten sich diese Frage doch gar nicht mehr stellen. Vielmehr stellen Sie sie den Lesern, um diese dann durch viele geschickt gewählte und kombinierte Worte zu Ihrer Antwort hinzuführen.

Trotzdem: Ich möchte zitiert werden! Vielleicht habe ich irgend etwas sinnvolles geschrieben, das der Sache weiterhelfen kann.

Mit freundlichen Grüßen,

Iris Berger

P.S.: In der "Tierbefreiung Aktuell" habe ich einige wirklich gute Artikel von Ihnen gelesen. Es wurde dort keine Antiveganismuspropaganda betrieben, nein, es sind Artikel, die genau das Empfinden eines Tierrechtlers zum Ausdruck bringen. Um so trauriger und fassungsloser bin ich (immer noch bzw. immer wieder), daß der Verfasser dieser Texte nicht vegan lebt!

Zitieren

25. Mai 2002

Liebe Frau Berger,

- ich hoffe, diese Anrede ist für Sie in Ordnung ­ vielen Dank für Ihre Antwort und die Erlaubnis, Sie zu zitieren.

Wie Sie allerdings darauf kommen, ich betreibe eine Anti-Veganismus-Propaganda, ist mir schleierhaft. Aus dem Umstand, daß ich nicht für eine öffentliche Vegan-Werbung bin, kann man doch nicht schließen, daß ich gegen den Veganismus bin.

Sollten nach der Lektüre meines Aufsatzes für Sie noch Fragen offen sein, können wir darüber sehr gerne diskutieren.

Seien Sie versichert, daß es mir um nichts anderes geht, als um die möglichst effiziente und rasche Verwirklichung der Ziele der Tierrechtsbewegung. Und dabei kann es nicht sinnvoll sein, Denk- und Redeverbote in irgendeine Richtung aufzustellen. Was wir brauchen, ist vielmehr eine intensive Diskussion, beruhend auf Fakten und rationalen Argumenten.

Beste Grüße

H. F. Kaplan

Re: Zitieren

6. Juni 2002

Hallo Herr Kaplan,

wie Sie es von einer "Szene-Autistin" wie mir sicher erwarten, bin ich von Ihrem Aufsatz geschockt. Ich habe keinen den Veganismus fördernden Text von Ihnen erwartet, aber daß Sie einen derart unglaublichen Text wie diesen, der die Tierrechtsbewegung um Jahre zurückwirft, bereits erreichte Ziele zunichte macht und Tierrechtler nicht nur auffordert, keinen Veganismus zu propagieren, sondern am besten selbst nicht vegan zu leben, ja den Veganismus geradezu als Tierrechtsverletzung in höchstem Maße darstellt, veröffentlichen, das ist grauenhaft. Grauenhaft für die nichtmenschlichen Tiere! Denn: Dieser Artikel wird zu der perfekten Ausrede für Vegetarier, die nie vegan werden und es niemals wollten, auch in Zukunft Tiere für ihre Bequemlichkeit und ihren Luxus zu benutzen. Er wird vielleicht sogar von bisherigen Veganern dazu genutzt, mit dem "nervigen Veganismus" endlich Schluß zu machen und mit der freundlichen Genehmigung (ja sogar Aufforderung, schließlich nützt es den Tierrechten!) eines angesehenen und beliebten "Tierrechtlers" wieder Tierqualprodukte zu konsumieren. Aber das wäre ja ganz in Ihrem Sinne.

>Wie Sie allerdings darauf kommen, ich betreibe eine
>Anti-Veganismus-Propaganda, ist mir schleierhaft. Aus dem Umstand, daß ich
>nicht für eine öffentliche Vegan-Werbung bin, kann man doch nicht schließen,
>daß ich gegen den Veganismus bin.

Bitte? Spätestens nach Ihrem neuen Artikel dürfte das wohl jedem klar sein. Sie glauben vielleicht wirklich, im Grunde für den Veganismus zu sein, weil Sie ja den Veganismus als Endziel der Tierrechtsbewegung betrachten, durch diverse Äußerungen in Ihrem Text wird aber deutlich, daß Sie dem Veganismus sehr wohl negativ gegenüberstehen, ihn gar nicht wollen (s. weiter unten). Wahrscheinlich fürchten Sie insgeheim den Tag (den Sie ja zu Ihrem Glück ohnehin nicht mehr erleben werden), von dem ab Sie keinen Tiermilchkäse u.ä. mehr essen können, sondern auf die ungenießbaren veganen Nahrungsmittel zurückgreifen müssen.

>Sollten nach der Lektüre meines Aufsatzes für Sie noch Fragen offen sein,
>können wir darüber sehr gerne diskutieren.

Das denke ich nicht! Sie haben mir auch in der Vergangenheit nicht auf Fragen geantwortet.

Außerdem läßt Ihr Text keine Diskussion zu. Ich habe Ihnen bereits geschrieben, daß ich viele Ihrer Publikationen gut fand. Dieser Text jedoch ist eine Katastrophe - für die Tierrechte, für die nichtmenschlichen Individuen.

Ich weiß sehr gut, daß Sie meine Meinung über das ganze einen feuchten Dreck interessiert, bin ich doch nur eine "Szene-Autistin". Trotzdem möchte ich sie kundtun und im folgenden einige Erwiderungen zu Äußerungen aus Ihrem Aufsatz machen (die ich auch im antiSpe-Forum unter www.antispe.de/links/kaplandiskussion.html posten werde, weswegen ich Sie darin auch nicht persönlich ansprechen werde). Außerdem ist seit dem 28. Mai unser gesamter Mailwechsel unter www.maqi.de/txt/kaplanbriefe.html zu finden.

Zuvor noch eine Bemerkung zu Ihrer letzten Mail:

>Seien Sie versichert, daß es mir um nichts anderes geht, als um die
>möglichst effiziente und rasche Verwirklichung der Ziele der
>Tierrechtsbewegung. Und dabei kann es nicht sinnvoll sein, Denk- und
>Redeverbote in irgendeine Richtung aufzustellen. Was wir brauchen, ist
>vielmehr eine intensive Diskussion, beruhend auf Fakten und rationalen
>Argumenten.

Sie sind es doch, der Denk- und Redeverbote aufstellt, und zwar in Richtung Veganismus! Sie würden ja den Leuten am liebsten verbieten, überhaupt von Veganismus zu reden, weil das Ihrer Meinung nach Schäden für die Tierrechte zur Folge haben könnte!

Fakten und rationale Argumente pro Veganismus ignorieren Sie einfach: daß für Nicht-Veganismus Tiere gequält und ermordet werden.


>Müssen Tierrechtler Veganer sein?

Die Frage kann höchstens andersherum gestellt werden. So jedenfalls ist sie total unsinnig, da Menschen, die nicht vegan leben, auch keine Tierrechtler sein können, weil sie die Rechte von Tieren mit Füßen treten.

Und das ist vielleicht sogar das gefährlichste an diesem ganzen Artikel: Beim Lesen wird davon ausgegangen, daß die im Titel gestellte Frage von einem Tierrechtler formuliert wurde, der sie nun sorgfältig von verschiedenen Seiten beleuchten wird, um dann, im Namen anderer Tierrechtler und natürlich der von Ausbeutung betroffenen nichtmenschlichen Tiere, eine vernünftige Antwort zu finden.

Aber diese Frage wird von einem Tierrechtsverletzer gestellt, der im folgenden versucht, Ausrede um Ausrede aneinanderzureihen, um seine durch Nichtveganismus begangenen Tierrechtsverletzungen als ethisch überaus akzeptabel und darüber hinaus als tolle Strategie, um die Tierrechte voranzubringen, zu präsentieren.

...

>Die Frage, ob Tierrechtler bzw. "echte" Tierrechtler nicht nur auf Fleisch,
>sondern auch auf Milch, Käse, Eier und alle anderen Produkte vom Tier
>verzichten müssen, gehört zu den meist diskutierten Themen im
>Rahmen der Tierrechtsbewegung. Für die einen ist die absolute
>Enthaltsamkeit von allem, was vom Tier
>stammt, ein moralisches Muß, für andere ergeben sich vielschichtige
>Abwägungs- und Differenzierungsprobleme.

Völlig wertfreie Darstellung: Veganer sind diejenigen, die kein Stück nachdenken, sie machen es sich lieber einfach: "[D]ie absolute Enthaltsamkeit von allem, was vom Tier stammt, [ist] ein moralisches Muß"! Vegetarier sind die Besonnenen, die eine "vernünftige" Lösung gefunden haben. Sie wägen ab und differenzieren, z.B. zählen für sie so wichtige Aspekte wie daß es keinen gescheiten veganen Käse gibt und vegane Gerichte u.U. keinen solchen Gaumenkitzel bereiten wie manche Tierausbeutungsprodukte (was ich stark bezweifle, auch wenn das, was die Tierrechte betrifft, völlig unerhebliche Gedanken sind, wenn auch für Kaplan wichtig genug, um als Grund zu zählen, nicht vegan zu leben).

>Über eines kann es aber keine Zweifel geben: Diese Veganismus-Debatte
>lähmt die Tierrechtsbewegung in
>zunehmendem Maße auf unverantwortbare Weise: sie bindet enorme Energien und
>verursacht endlose
>Diskussionen, Streitereien und Feindseligkeiten. Das beginnt mit
>langwierigen, mit geradezu

Das sehe ich genauso: Die ewige Veganismus-Debatte lähmt die Tierrechtsbewegung, hält sie ungemein auf, verhindert andere Tierrechtsarbeit von Tierrechtlern, die wieder und wieder Vegetariern erklären müssen, warum Veganismus für die Verwirklichung der Tierrechte erforderlich ist. Daran sind natürlich die Veganer schuld, nicht etwa diejenigen, die tagtäglich Tiere ausbeuten lassen, um Tiermilch, Tiermilchkäse, Vogeleier oder das Erbrochenen von Bienen zu konsumieren und schon deshalb gar kein Teil der Tierrechtsbewegung sind, da SIE diese lähmen und aufhalten, weil sie immer noch Tiere für ihre Zwecke benutzen, anstatt damit aufzuhören und darauf hinzuarbeiten, daß andere das auch nicht mehr tun.

...

>Für die Tierrechtsbewegung - und vor allem für die Tiere! - ist es von
>vitaler, ja existentieller Bedeutung, daß
>diese unerträgliche Situation so rasch wie möglich beendet wird, damit
>Kraft und Energie wieder in die
>praktische und politische Arbeit fließen anstatt in persönliche und interne
>Konflikte.

Tierrechtsverletzer (also auch Vegetarier) dazu zu bringen, keine Tiere mehr zu benutzen und zu ermorden, ist kein persönlicher Konflikt, es ist Tierrechtsarbeit.

Wenn Vegetarier (die sich dann auch noch als Tierrechtler bezeichnen!) endlich aufhören würden, die Zeit von Tierrechtlern damit in Anspruch zu nehmen, daß man versuchen muß, sie zum Veganismus zu bringen, würde "diese unerträgliche Situation" rasch beendet werden, es könnte wieder viel mehr anderweitige Tierrechtsarbeit geleistet werden.

...

>Trotz des beschriebenen unleugbaren engen Zusammenhangs zwischen der
>Milch-, Eier- und Lederindustrie
>einerseits und der Fleischindustrie andererseits ist es dennoch unsinnig,
>Vegetarier und Fleischesser "in
>einen Topf zu werfen" nach dem Motto: Wer Käse ißt, kann gleich auch
>Fleisch essen. Warum? Weil der
>Fleischesser - der ja immer auch ein Milch(produkte)-, Eier- und
>Lederkonsument ist - schlicht mehr Tiere
>auf dem Gewissen hat: Der Fleischesser fragt nicht nur, wie der Vegetarier,
>Milch-, Eier- und Lederprodukte
>nach und fördert damit direkt die Milch-, Eier- und Lederindustrie und
>indirekt die Fleischindustrie, sondern
>er forciert durch sein Fleischessen auch noch massiv und direkt die
>Fleischindustrie selber. Der
>Fleischesser richtet also schlicht einen viel größeren Schaden an - weil er
>insgesamt viel mehr tierliche
>Produkte nachfragt und damit einen viel größeren Beitrag zur
>Aufrechterhaltung der Tierausbeutung leistet.

Hier zeigt sich ganz deutlich, warum es auf dem langen Weg zu einer antispeziesistischen Gesellschaft keine Kompromisse auf Kosten der betroffenen Tiere geben darf: Mit plumpen Rechnungen wie der obigen, welcher Tierausbeuter nun mehr Tiere auf seinem Gewissen hat und "viel größeren Schaden" anrichtet, könnte auch das "gelegentliche Fleischessen" gerechtfertigt werden: Wer jeden Tag und zu jeder Mahlzeit Leichenteile verschlingt, richtet schließlich "viel größeren Schaden" an als jemand, der dies "nur" einmal wöchentlich tut. Dagegen hätte Kaplan aber sicher massiv etwas einzuwenden. Seine Dieser-Tierausbeuter-bringt-aber-viel-mehr-Tiere-um-als-ich-"Argumentation" gilt nur zur Rechtfertigung von Vegetarismus. Warum? Weil Leichenfressen "schlimmer" ist als Tierausbeutung in Form von Vegetarismus. Tolle Argumentation: Der Serienkiller (von Menschen) bringt viel mehr Menschen um als der Mörder von nur einem Menschen usw.

>Ein weiterer Unterschied im Zusammenhang mit Vegetarismus und Veganismus,
>der sofort ins Auge
>springt, ist: Angesichts des aktuellen faktischen Lebensmittelangebotes
>(insbesondere auch in der
>Gastronomie) ist es sehr viel leichter, sich vegetarisch zu ernähren, als
>es ist, vegan zu leben. Das mag zwar
>"prinzipiell" bzw. "individual-ethisch" gesehen nebensächlich erscheinen
>(denn noch einfacher wäre es,
>gleich "alles", also auch Fleisch zu essen), ist aber praktisch, real und
>"global-ethisch" betrachtet durchaus
>bedeutsam: Wer das Leiden der Tiere lindern will, darf vor den faktischen
>Lebensbedingungen der
>Menschen, die es zu beeinflussen gilt, nicht die Augen verschließen!

>Gäbe es mehr vegane Lebensmittel, gäbe es auch mehr Veganer. Es ist in
>hohem Maße eine rein
>praktische Frage, ob jemand, der mit dem Veganismus sympathisiert,
>tatsächlich auch Veganer wird.

Das Gegenteil beweisen die vielen Menschen, die vegan leben. Oder handelt es sich bei all diesen Leuten zufälligerweise um solche, die unter für eine vegane Lebensweise besonders günstigen Bedingungen leben? Sicher nicht!

>Und dabei geht es nicht nur um die Vielfalt der angebotenen veganen
>Produkte, sondern sehr wohl auch um
>deren Geschmack. Nicht wenige vegane Lebensmittel sind schlicht
>ungenießbar. Außerdem sind die Preise
>zum Teil horrend. Das hängt natürlich mit den geringen Produktionsmengen
>zusammen, darf aber bei einer
>seriösen und realistischen Gesamtbetrachtung nicht außerachtgelassen
>werden.

Ich denke, daß eine "normale" vegane Ernährung auf Grundnahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, ... basiert und ergänzt werden kann (aber nicht muß!) durch "Spezialprodukte" wie Tofu, Seitan, Sojawürstchen, ..., die sicher nicht teurer sind als z.B. Tiermilchkäse. Was daran so ungenießbar sein soll, ist mir schleierhaft, doch selbst wenn vegane Ernährung unheimlich fade wäre - was wäre das für ein Problem oder für eine Einschränkung im Vergleich zu dem, was die für nichtvegane Produkte ausgebeuteten Tiere erdulden müssen??? Es wäre ein Witz dagegen!

>Hinzu kommt eine geradezu unglaubliche Unfähigkeit und Einfallslosigkeit
>der professionellen
>Lebensmittelhersteller, der Fooddesigner, wie es in diesem Zusammenhang so
>unpassend heißt: Es müßte
>doch möglich sein, ein paar Käsesorten auf veganer Basis "nachzubauen"! Was
>es bis jetzt an "veganem Käse" gibt, ist schauerlich.

Und weiter?

Ist die Tatsache, daß veganer Käse zum Kotzen schmeckt, etwa eine Rechtfertigung dafür, Kühe als Milchproduktionsmaschinen zu gebrauchen? Wenn nicht, warum wird hier dann über schauderlichen veganen Käse gesprochen? Es soll eine Rechtfertigung sein! Es soll ein Grund sein, nicht vegan leben zu können! Und die Schuld dafür tragen die unfähigen Fooddesigner, nicht diejenigen, die dieses Tierleidprodukt konsumieren WOLLEN, weil es angeblich (noch?) keine "Alternative" dazu gibt.

Was wird das hier? Hier geht es um persönlichen Genuß, um Gaumenkitzel! Veganer Käse mag schauderlich im Geschmack sein, wirklich schauderlich ist aber das hier von Kaplan Geschriebene und die Konsequenzen daraus, die alleine die nichtmenschlichen Tiere ausbaden müssen.

>Bei der Veganisierung der Gesellschaft haben wir es praktisch und
>realistisch betrachtet, letztlich viel mehr
>mit einem lebensmitteltechnischen als mit einem ethischen Problem zu tun:
>Gäbe es ein attraktives und
>überall verfügbares Angebot an veganen Produkten könnten wir uns einen
>Großteil der ethischen und
>sonstigen Argumente sparen.

Also Werbung für eine attraktive und leicht praktikable Lebensweise - weg mit den ethischen/für die Rechte der Tiere sprechenden Argumenten!? Ist das Aufgabe der Tierrechtsbewegung?

>Ein Unterschied zwischen dem Konsum von Fleisch einerseits und dem Konsum
>von Milch(produkten) und
>Eiern andererseits, der leicht übersehen wird (und der angesichts der
>aktuellen faktischen Zusammenhänge
>momentan ethisch auch tatsächlich vernachlässigbar ist), ist: Milch und
>Eier könnte man grundsätzlich in
>einer Tierrechts-konformen Weise produzieren, Fleisch nicht (außer man
>nutzte nur das Fleisch natürlich
>verstorbener Tiere). Ein Paradies, in dem wir Milch trinken, ist denkbar,
>ein Paradies, in dem wir Fleisch
>essen, nicht.

Und hiermit entlarvt sich der sog. Tierrechtler Kaplan endgültig: Es werden Überlegungen darüber angestellt, wie man Milch und Eier "in einer Tierrechts-konformen Weise produzieren" könnte. Eine Überlegung, die Speziesisten ständig anstellen, wenn es darum geht, daß ihnen der "Genuß" von Tiermilch und Eiern genommen werden könnte: "Geht es nicht irgendwie anders? Gibt es keinen Ausweg?"

In seinem Buch "Leichenschmaus" arbeitet Kaplan die Unterschiede zwischen Tierschützern und Tierrechtlern heraus (S. 128 f):

>>>
Hier möchte ich an die erwähnten Ausführungen von Regan und Francione anknüpfen bzw. deren Charakterisierungen der Ziele der Tierrechtsbewegung und der Tierschutzbewegung referieren, da ich diese für sehr prägnant und zutreffend halte.

Tierrechtsbewegung: Grundlage der Tierrechtsbewegung ist die Überzeugung, daß individuelle Rechte, also die Rechte von Individuen, unverletzlich sind: So wie Schwarze nicht für Weiße und Frauen nicht für Männer da sind, so sind auch Tiere nicht für den Menschen da. Deshalb fordert die Tierrechtsbewegung das bedingungslose Ende der Ausbeutung von Tieren für menschliche Zwecke, die totale Befreiung der Tiere aus der menschlichen Tyrannei.

Tierschutzbewegung: Die traditionelle Tierschutzbewegung bekennt sich hingegen zur prinzipiellen moralischen Zulässigkeit der Nutzung von Tieren für menschliche Zwecke. Sie fordert aber, daß hierbei das Leiden der Tiere auf das unerläßliche Maß reduziert wird. Während es der Tierrechtsbewegung um die Abschaffung der gegenwärtigen Praktiken unseres Umgangs mit den Tieren geht, verfolgt die Tierschutzbewegung eine Reform dieser Praktiken.
<<<

Kaplan, der sich dabei aber noch ernsthaft Tierrechtler nennt und Tiermilch und Eier "tierrechts-konform" produzieren möchte, findet offenbar schon, daß nichtmenschliche Tiere für den Menschen da sind, schließlich könnten sie in einem "Paradies" in seiner Vorstellung von Menschen benutzt werden. Jemand, der sich überlegt, ob nicht doch in einer "Tierrechts-konformen Weise" die Muttermilch anderer Tiere und die Fortpflanzungsprodukte von Vögeln für den menschlichen Konsum produziert werden könnten, ist kein Tierrechtler, sondern Speziesist! Abgesehen davon wäre das natürlich ganz und gar unmöglich, kein "Paradies" wäre unter diesen Umständen vorstellbar: Wenn Hühner nicht qualgezüchtet würden, würden sie wie alle anderen Vögel nur einmal im Jahr ein Nest Eier legen, um sich fortzupflanzen. Wenn Kühe nicht geschwängert würden, würden sie keine Muttermilch bilden, und wenn sie nicht qualgezüchtet wären, würden sie gerade mal soviel Milch produzieren, wie ihr Kind trinkt. Kaplan behauptet also absoluten Unsinn!

Und wenn er sich eine Welt, in der qualgezüchtete Hühner und Kälber leben, damit Menschen Eier und Tiermilch benutzen konnen, paradiesisch vorstellt, dann handelt es sich um ein Paradies für Speziesisten, nicht aber für nichtmenschliche Tiere.

>Selbstverständlich gilt auch hier, was Peter Singer immer wieder betont:
>Entscheidend ist nicht die Frage:
>wie könnten Tiere behandelt werden, sondern die Frage: wie werden Tiere
>behandelt. Dennoch sollte dieser
>Unterschied zwischen Fleischessen und dem Konsum anderer tierlicher
>Produkte im Hinblick auf
>elementare Wertigkeit und prinzipielle Möglichkeit nicht unerwähnt bleiben.

Und welche WIRKLICHEN Unterschiede "zwischen Fleischessen und dem Konsum anderer tierlicher Produkte" gibt es?

>4. Psychologische und persönliche Unterschiede im Zusammenhang mit
>Vegetarismus und Veganismus

>Im Zusammenhang mit dem angeführten immensen Ungleichgewicht zwischen dem
>Angebot an
>vegetarischen und dem Angebot an veganen Lebensmitteln muß auch noch ein
>individueller bzw.
>psychologischer Faktor berücksichtigt werden, auf den im Internet unter
>anderem Martin Balluch
>hingewiesen hat: Für manche Menschen ist es ungleich schwieriger als für
>andere, dieses schmale vegane
>Angebot zu nutzen oder auszuschöpfen bzw. damit das Auslangen zu finden.
>Hier spielen unter anderem
>Arbeitsplatz, Wohnort, soziales Umfeld, Einkommen, Krankheiten und Süchte
>eine Rolle und es wäre
>ungerecht und unrealistisch, diese Umstände einfach zu ignorieren.
>Stellvertretend für die vielfältigen
>individuellen Faktoren, die hier zum Tragen kommen können, möchte ich zwei
>Beispiele anführen, die mich
>selber betreffen:

>1) Es ist ein Unterschied, ob jemand ein passionierter veganer Hobbykoch
>ist oder ein in bezug auf alles
>Praktische völlig uninteressierter und unbegabter Wissenschaftler,
>Schriftsteller oder Philosoph. Für manche
>Menschen gibt es nichts Schöneres, als mit Gleichgesinnten den ganzen
>Nachmittag neue vegane Rezepte
>auszuprobieren oder einfach "wild darauf los" zu kochen, um danach in
>geselliger Runde das solcherart
>Fabrizierte gemeinsam zu verzehren.

>Es gibt aber auch Menschen, für die die Küche ein Ort des Schreckens und
>das Kochen ein Buch mit sieben
>Siegeln ist. Es sollte einleuchten, daß es einen Unterschied macht, ob man
>jemanden, der zur ersten Sorte
>Mensch gehört, oder jemanden, der zur zweiten gehört, nach einem langen,
>anstrengenden Arbeitstag
>auffordert, sich in der Küche "schnell mal was leckeres Veganes in die
>Pfanne zu werfen".

Es ist eine Frechheit, es so hinzustellen, als seien Veganer "passionierte Hobbyköche", die nichts besseres zu tun haben, als "den ganzen Nachmittag neue vegane Rezepte auszuprobieren"! Kochmuffel und Kochbegeisterte gibt es in der ganzen Bevölkerung, und nicht nur manche Veganer stehen oft und lange in der Küche - auch viele "Allesesser" verbringen dort aus verschiedenen Gründen viel Zeit. Schließlich soll es sogar Nichtveganer geben, die nicht nur von Fertiggerichten, Restaurantbesuchen oder Pizzabestellungen leben, sondern auch selber kochen. Auch "nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag"!

Wenn jemand aber Veganer wird, dann soll er plötzlich den Anspruch haben können, nur noch von Fertiggerichten und Restaurantbesuchen zu leben? Denn sonst wäre Veganismus ja viel zu aufwendig und nicht praktizierbar! Veganismus muß also unkomplizierter sein als andere Ernährungsformen. Ich selber hasse das Kochen und Backen, vollziehe es aber. Warum es nun aber schneller sein soll, wenn ich mir tierliche Produkte zubereiten würde als vegane, verstehe ich nicht. Es erfordert weder einen Haufen Zeit noch Geschick, Nudeln mit Tomatensauce zu kochen oder etwas Gemüse zu schnippeln, während im Topf Getreide oder Hülsenfrüchte kochen.

Veganer kochen nicht, weil sie soviel Spaß daran haben, sondern weil sie ein bißchen Mühe und Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, um keine Tiere zu schädigen.

>Eine nur unwesentliche Erleichterung wird für einen Vertreter der zweiten
>Spezies auch der gute Rat sein,
>ausgerüstet mit einem veganen Restaurantführer noch schnell ein paar
>hundert Kilometer zur nächsten
>"sauberen" Gaststätte zu fahren. Und selbst das Zugeständnis, "im Notfall"
>ausnahmsweise eine Kneipe in
>der Umgebung aufsuchen zu dürfen, wenn dort gewisse moralische
>Mindestregeln berherzigt werden, wird
>keine wirkliche Hilfe darstellen, wenn diese Auflagen darin bestehen, in
>investigativer Manier und mit
>möglichst großem kriminalistischem Geschick Kellner und Köche zu verhören,
>um allen möglichen
>versteckten Milch- und Eierpartikeln zuverlässig auf die Spur zu kommen.

Seltsamerweise kam ich bisher unterwegs meistens damit zurecht, mich von mitgenommenem Obst und Knabberzeug zu ernähren, und in Geschäften finde ich auch immer etwas veganes.

Und wem würde es schaden, im Restaurant nach der Zubereitungsart von Gerichten zu fragen? Eine gesteigerte Nachfrage nach veganen Produkten dürfte das Angebot an diesen erhöhen. Oder ist Nachfragen zu peinlich? Zu aufwendig? Auch wieder lächerlich im Vergleich zu der erheblichen Tierrechtsverletzung durch das Bestellen einer Käsepizza.

>Soweit zu möglichen individuellen Unterschieden, die im Zusammenhang mit
>Vegetarismus / Veganismus zum Tragen kommen können. Nun gilt es, einen
>weitgehend allgemeingültigen, psychologischen Unterschied zwischen
>Vegetarismus und Veganismus zu würdigen: Zum Veganer wird - im Unterschied
>zum Vegetarier - praktisch niemand mit einem Schritt. Vielmehr vollzieht
>sich die Wandlung vom Fleischesser zum Veganer so gut wie immer über den
>Zwischenschritt Vegetarier.

Das ist nicht verwunderlich, wenn nur die negativen Seiten des "Fleischessens" und nicht die des Tiermilchtrinkens, Eierfressens, ... aufgezeigt werden. Durch eine umfassende Aufklärung darüber, welche Lebensbereiche von Tierausbeutung betroffen sind, müßte niemand mehr den Umweg über den Vegetarismus machen.

>Schon allein aus diesem Grund ist es nicht nur unsinnig, sondern schlicht
>unverantwortlich, die faktische Voraussetzung für den Veganismus, den
>Vegetarismus, moralisch zu verurteilen. Der entscheidende
>"strategisch-pädagogische" Unterschied im Zusammenhang mit Vegetarismus und
>Veganismus ist aber dieser: Für den Vegetarismus öffentlich zu werben, ist
>sinnvoll, weil die Gründe für den Verzicht auf Fleisch nicht nur ethisch und
>rational, sondern quasi auch "lebenspraktisch" nachvollziehbar sind: Daß das
>Huhn, das Schwein, das ich gerade esse, vorher für mich getötet werden
>mußte, leuchtet unmittelbar ein. Und daß ich in Hinkunft statt der
>Wurstsemmel eine Käsesemmel und statt den Spaghetti mit Fleischsauce
>Spaghetti mit Käsesauce essen werde, ist auch noch vergleichsweise leicht
>vorstellbar.

Es ist nicht unverantwortlich, den Vegetarismus "moralisch zu verurteilen", mehr als unverantwortlich ist es dagegen, Werbung für Tierleidprodukte wie Käsesemmel oder -sauce zu machen, damit Leute aufhören, die Körper ermordeter Tiere zu fressen. Mit welchem Recht verschiebt man die Folter und Qual auf das eine Individuum, damit ein anderes nicht gefressen wird? Wie wäre das der Kuh, die zur Produktion von Käsesemml und -sauce benutzt wird, gegenüber zu rechtfertigen?

Und warum um alles in der Welt soll es nicht "leicht vorstellbar" sein, Spaghetti mit Tomatensauce zu essen? Meiner Meinung nach wird durch die Legitimierung, Käsesauce zu essen, vermittelt, nur tierliche "Lebensmittel" seien "was richtiges zu essen", und nichtmenschliche Tiere existieren, um für den Menschen "Lebensmittel" und Gebrauchsgegenstände zu produzieren. Somit verhindert die direkte Werbung für Tierleidprodukte Veganismus und schafft keineswegs die Voraussetzung dafür.

>Beim Veganismus ist hingegen alles viel komplizierter, indirekter - und
>schwerer zu akzeptieren: Daß die Milch, die in meinem Käse ist, ebenfalls
>von einem Tier stammt, das gequält wird und letztlich im Schlachthof landen
>wird, ist schon "viel weiter hergeholt", als daß das Tier, das ich gerade
>esse, vorher für mich getötet werden mußte. Und daß man in Zukunft weder
>eine Wurstsemmel noch eine Käsesemmel, weder Spaghetti mit Fleischsauce noch
>Spaghetti mit Käsesauce mehr essen dürfen soll, ist für jemanden, der bisher
>jetzt gewohnt war, all dies zu verzehren, schlicht unvorstellbar. Mit einem
>Schritt auf "alles" verzichten zu sollen, übersteigt die Kraft und
>Vorstellungskraft der Menschen hoffnungslos.

Es ist ein großer Fehler, die Menschen, die vom Tierrechtsgedanken bzw. vom Veganismus überzeugt werden sollen, als dumm anzusehen. Die meisten Leute beuten Tiere nicht deshalb aus, weil sie die Zusammenhänge nicht begreifen, sondern weil sie es so wollen. Weil sie es völlig in Ordnung finden, daß für ihren Luxus und "Genuß" Tiere gequält, gefangengehalten, ermordet werden. Diese Menschen wird man weder vom Vegetarismus noch vom Veganismus überzeugen können. Diejenigen aber, die ein Interesse daran haben, Tierleid zu vermeiden und ihre persönliche Beteiligung an Tierausbeutung zu beenden, wird man durch kurze Beleuchtung der Fakten die Notwendigkeit des Veganismus klarmachen können.

>5. Der ernsthafte Aspekt des Veganismus

>Wir sagten oben: Es ist unsinnig, Vegetarier "in einen Topf mit
>Fleischessern zu werfen", nach dem Motto: Wer Käse ißt, kann gleich auch
>Fleisch essen - weil Fleischesser einen viel größeren Schaden anrichten als
>Vegetarier. Dies ist allerdings nur eine, quasi die globale Seite der
>Sache.

Das sagten nicht "wir", sondern das behauptete (unsinnigerweise, wie oben gezeigt) Kaplan! Sehr geschickt, wie er in diesem Artikel nicht einfach seine Meinung über die Fragestellung, Veganismus zu leben und zu propagieren, kundtut, sondern sie zur Meinung der Leser macht, indem er behauptet, "wir" seien oben zu einem Konsens gekommen.

>6. Der fragwürdige Aspekt des Veganismus

>Zur Beantwortung der eben gestellten Fragen empfiehlt es sich, von einem
>Unterschied zwischen Vegetarismus und Veganismus auszugehen, der zwar
>bereits angeklungen ist, bisher aber nicht ausdrücklich ausgesprochen
>wurde:

>Konsequent vegetarisch zu leben, also kein Fleisch zu essen, ist möglich.
>Konsequent vegan zu leben, also keinerlei tierliche Produkte zu nutzen, ist
>unmöglich.

Und weil das in Bezug auf bestimmte Bereiche (und damit meine ich keineswegs die Ernährung, sondern z.B. den Konsum von Produkten, die oder deren Verpackungen mit irgendwelchen, möglicherweise nichtveganen Klebstoffen geklebt wurden) nicht möglich ist, kann man ja gleich Käsepizza und dgl. fressen??? Was ist das denn für eine Logik? Vielleicht kommt man in dieser Gesellschaft nicht immer daran vorbei, unfreiwillig Tierausbeutungsprodukte zu benutzen, das kann aber auf gar keinen Fall bedeuten, daß man deswegen Käse, Eiprodukte usw. im Restaurant bestellen kann/muß!

>Dies veranschaulicht ein Beitrag im Internet anschaulich, in dem auf ein
>paar Dinge hingewiesen wird, die sich schlecht vermeiden lassen, aber
>unweigerlich mit Tierleid verknüpft sind: Wollte man wirklich strikt vegan
>leben, dürfte man sich nirgends die Hände waschen, weil die Seife sicher im
>Tierversuch getestet wurde, man dürfte in keinem Restaurant essen, weil das
>Geschirr sicher mit Mitteln gewaschen wurde, die im Tierversuch getestet

Ich möchte nur darauf hinweisen, daß man diese Dinge durchaus praktizieren kann! Ich würde mir nie, egal wie schmutzig meine Hände wären, diese mit x-beliebiger Seife waschen. Bestimmt gibt es Leute, die jetzt "iiih" sagen würden, denen kann ich nur entgegnen, daß ich es unmöglich finde, das schlimmer zu finden als die Benutzung von tierversuchsgetesteter (und wahrscheinlich ohnehin von den Inhaltsstoffen her ebenfalls nichtveganer, z.B. aus "Rindertalg" bestehender) Seife. Außerdem bereitet es kaum Umstände, eine vegane Seife mit sich zu tragen, wenn der Bedarf da ist. Wenn es möglich wäre, in einem Restaurant vegan zu essen (vielleicht ist es das, ich habe es nicht intensiv versucht), hätte ich große Probleme damit, daß das für mich benutzte Geschirr mit nichtveganem Mittel gereinigt wird. Jedoch sind Restaurantbesuche sowieso nicht notwendiger Luxus. Diejenigen, die sie sich finanziell nicht leisten können, machen sie nie.

...

>Wie "blaß", genauer: wie fatal realitätsferne E-Nummernlesen und
>dergleichen
>sein bzw. werden kann, soll anhand zweier weiterer kurzer Internet-Texte
>demonstriert werden. Zuvor aber noch eine Bemerkung, die mir sehr wichtig
>ist: Nichts liegt mir ferner als diejenigen, die sich um weitgehende
>Konsequenz bemühen, lächerlich zu machen, geschweige denn zu verurteilen.
>Erstens ist eine solche Bestrebung moralisch bzw. menschlich
>bewundernswert.
>Zweitens ist es höchst erfreulich, daß die Tierrechtsbewegung in weniger
>als
>drei Jahrzehnten schon so erfolgreich ist, daß selbst solche
>"Extrempositionen" bereits so viele Anhänger gefunden haben. Und drittens

Wieso das Selbstverständliche, nämlich der Versuch, weitestgehend auf Tierausbeutungsprodukte zu "verzichten", eine "Extremposition" darstellt, ist mir unerklärlich.

Sich als Tierrechtler zu bezeichnen und gleichzeitig vollkommen einfach zu vermeidende Tierqualprodukte zu konsumieren und dadurch die Nachfrage und somit die Produktion zu steigern, das ist für mich eine Extremposition.

...

>7. Der fanatische Aspekt des Veganismus

>Bevor wir in der sachlichen Auseinandersetzung fortfahren, muß auf einen
>weiteren, ungleich gefährlicheren Aspekt des Veganismus hingewiesen werden:
>auf die Selbstgerechtigkeit und das Sektierertum mancher Veganer sowie auf
>den fanatischen, ja geradezu inquisitorischen Eifer, mit dem nicht selten
>für die Ersatzreligion Veganismus missioniert wird. Lösen diese
>Bekehrungsversuche schon bei Tierrechtlern zuweilen Befremden aus, so kann
>ihre abstoßende Wirkung auf "normale" Menschen - und um deren
>Sensibilisierung und Mobilisierung sollte es allen Tierrechtlern im
>Interesse der Tiere gehen! - gar nicht überschätzt werden.

Veganismus als (Ersatz)religion zu bezeichnen, ist lächerlich, da er auf rationalen Argumenten beruht. Es ist notwendig, vegan zu leben, weil Nichtveganismus Folter, Leid und Mord verursacht. Daß diejenigen, die diese Tatsachen benennen und "'normalen' Menschen" präsentieren, als fanatisch bezeichnet werden, ist absurd. Es soll niemand dazu missioniert werden, einer Sekte beizutreten, bestimmte Einstellungen oder Weltanschauungen zu übernehmen, sondern vielmehr sollen Menschen davon überzeugt werden, bestimmte Handlungen zu unterlassen: Die Ausbeutung Dritter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

>Am 12. März 2001 erhielt ich von Iris Berger eine E-Mail. Aus dieser sowie
>aus der darauf folgenden Korrespondenz möchte ich nun ausführlich zitieren,
>weil hier, wie ich denke, der destruktive Aspekt militanten
>Veganmissionierens besonders drastisch und anschaulich zum Ausdruck kommt.

Bei unserem eMail-Kontakt kam für mich nur eins zum Ausdruck: Kaplans unglaubliche Dreistigkeit, sein Ausbeutungsverhalten schönzureden und als mit den Tierrechten nicht nur vereinbar, sondern auch noch für diese überaus förderlich darzustellen.

...

>Abgesehen davon wird es Ihnen sicherlich nicht entgangen sein, daß es
>zahlreiche vegane Fertiggerichte gibt, die sich weitaus schneller
>zubereiten
>lassen als eine Pizza geliefert wird [es ist mir in der Tat entgangen, daß
>es vegane Fertiggerichte gibt, ganz zu schweigen von vielen, H. F. K.],

Vielleicht läßt sich über die Definition von Fertiggericht streiten, ich verstehe darunter etwas, das man einfach aus einer Verpackung holt und es zum Erwärmen in Pfanne oder Topf schmeißt, und davon gibt es fast alles über veganes Gulasch, Grillsteak mit Sauce und Zwiebeln, Frühlingsrollen, Maultaschen, Würstchen, ... Ich würde auch Nudeln mit einer Fertigsauce aus dem Glas schon fast als Fertiggericht bezeichnen, wenn Kaplan allerdings an den Veganismus den hohen Anspruch stellt, sich nur von kompletten Gerichten in einer Plastikschale, die man in die Mikrowelle stellt, zu ernähren, dann sieht es natürlich schlecht für den Veganismus (und damit für die Tiere) aus.

...

>Weiter Kaplan: "Konkretes Beispiel: Nachdem es geregnet hat, gehe ich
>hinaus, um die Würmer und Schnecken, die jetzt am Gehsteig sind, zu retten.
>Irgendwo muß ich mit dieser Aktion aber aufhören - wissend, daß, wenn ich
>weitergehen würde, ich gewiß noch weitere Tiere retten könnte. Wo ist die
>Grenze? Wie weit muß ich gehen? Um den Häuserblock? Auch um den nächsten?
>Soll ich eine Viertelstunde gehen? Oder eine Stunde? Oder den ganzen Tag?
>Irgendwo muß ich eine Grenze ziehen, aber es gibt keinen Punkt, der von
>vornherein und offensichtlich, geschweige denn von allen akzeptiert der
>'wirklich richtige' ist. Bei der Frage vegan - vegetarisch ziehe ich die
>Grenze so, wie ich es oben beschrieben habe. (...)"

>Dazu Berger: "Diese beiden Handlungen kann man nicht miteinander
>vergleichen. Daß sich nach einem Regenschauer Schnecken und Würmer auf der
>Straße befinden, ist 'normal' - es passiert nun mal und ist nicht Ihre
>Schuld. Wenn Sie einige Tiere dennoch retten wollen, ist das gut und
>richtig, aber daß Sie nur eine geringe Anzahl von Tieren retten können, ist
>leider auch nun mal so, das kann man nicht ändern. [Auf meinen Punkt des
>Irgendwo-die Grenze-ziehen-Müssens geht Berger also überhaupt nicht ein, H.

Es ist doch wohl offensichtlich, daß ein Unterschied darin besteht, ob Kaplan (oder sonst jemand) ein Kinderbordell in Thailand besucht (und damit aktiv eine Kinder-/Menschenrechtsverletzung begeht), oder ob er sich nicht den ganzen Tag damit beschäftigt, daß er Obdachlose mit Suppe versorgt oder ihnen einen Schlafplatz gibt.

...

>Weiter Kaplan: "4) Denjenigen, die jetzt von mir hoffnungslos enttäuscht
>sind - was mich alles andere als kalt läßt! -, kann ich zu meiner
>Entlastung
>und zu ihrem Trost lediglich sagen: Ich glaube, daß ich nach wie vor für
>viele als Vorbild tauge, da ich mein ganzes Leben den Tierrechten gewidmet
>habe und seit vielen Jahren buchstäblich nichts anderes tue, als zu
>versuchen, diesem Ziel möglichst weitgehend Rechnung zu tragen."

>Dazu Berger: "Das finde ich nicht, denn wenn Sie das tun würden, würden Sie
>doch nicht Tierqual und Folter durch Ihr eigenes Konsumverhalten
>unterstützen. Es ist so simpel, vegan zu leben [daß sie es eben noch als "so
>gut wie unmöglich" bezeichnet hat, in einem Restaurant vegan zu essen, hat
>Berger offenkundig schon wieder vergessen, H. F. K.], ich kann nicht

Keineswegs! Auch ohne Restaurantbesuche ist es noch simpel, vegan zu leben, da Restaurantbesuche unnötigen Luxus darstellen.

...

>Weiter Kaplan: "5) Zu meiner 'Öffentlichkeitsstrategie': Im Februar war ich
>in Hamburg bei einer Talkshow zum Thema BSE ('Talk vor Mitternacht'). Die
>anderen Gäste: die EU-Finanz-Kommissarin, der EU-Agrarausschuß-Vorsitzende,
>die NRW-Landwirtschaftsministerin und der Bauernbund-Vizepräsident. Um mich
>herum: ein paar Dutzend Bauern, die mit dem Bus zur Sendung gekarrt worden
>waren. Frage: Glauben Sie allen Ernstes, daß mich da irgendwer auch nur
>ansatzweise verstanden hätte, wenn ich für den Veganismus geworben hätte?"

>Dazu Berger: "Bestimmt nicht, aber dennoch sind Sie so immer der Gefahr
>ausgesetzt, daß jemand Ihnen vorwirft, sich ebenfalls an Tiertötung
>und -quälerei zu beteiligen, denn daß für die Milch'gewinnung' Kälber und
>für die Ei'produktion' männliche Küken getötet werden müssen, müßte gerade
>ein Bauer besser wissen als der uninformierte Durchschnittsmensch. Außerdem
>müßte man immer darauf hinweisen, daß die Tierausbeutung in derart viele
>Bereiche geht und so viele Facetten hat, um das ganze Ausmaß menschlicher
>Gewalt gegenüber nichtmenschlichen Tieren zu verdeutlichen. Darauf baut der
>Speziesismus doch überhaupt auf, quasi jede menschliche Handlung ist ein
>Verstoß gegen die Tierrechte. Es ist wichtig, das klar zu machen und zu
>zeigen, daß es nicht so einfach ist, lediglich nur kein Fleisch mehr zu
>essen, denn die Ausbeutungsmaschinerie geht viel weiter. Was hätten wir von
>einer Gesellschaft, in der zwar die meisten Leute Vegetarier sind, aber
>dennoch speziesistisch denken und handeln?"

>Zweierlei soll hier festgehalten werden:
>- Berger ist offenkundig der Meinung, ich hätte vor diesem Publikum vegan
>argumentieren müssen, obwohl mich kein Mensch verstanden hätte!

Die "Bauern" hätten sehr wohl verstanden, da sie Kükenvergasung oder -zermusung, Vergewaltigung von "Milchkühen", Wegnahme und Ermordung deren Kinder, ... selbst praktizieren.

>- Berger ist offenkundig der Meinung, daß eine Gesellschaft, in der die
>meisten Menschen Vegetarier sind, kein Fortschritt für die Tiere wäre.

Für die Opfer der Vegetarier nicht, sprich z.B. für einige Milliarden Hühner weltweit. Und wenn man davon ausgeht, daß sich die Anzahl der konsumierten nichtveganen vegetarischen Produkte noch erhöht, wenn jemand Vegetarier wird, wie es sehr oft der Fall ist (ich gehe von meinen eigenen Erfahrungen sowie denen meiner meisten Bekannten aus), würde deren Situation noch verschärft bzw. noch mehr Individuen für vegetarische Lebensweise benutzt (siehe www.maqi.de/txt/pyrrhussieg.html und www.maqi.de/txt/vegetariersindmoerder.html).

>Am Schluß bemerkt Berger eher beiläufig:

>"Im Übrigen habe ich vor Längerem meiner Mutter, die ich schon ewig vom
>Veganismus zu überzeugen versuche und die inzwischen Vegetarierin ist, u.a.
>Ihr Buch ,Leichenschmaus' zu lesen gegeben, da ich es für sehr geeignet
>halte, jemanden vom Vegetarismus ... zu überzeugen. Sogar ihr ist
>aufgefallen, daß Veganismus dort nicht erwähnt wird, und folglich dachte
>sie, so sagte sie, wenn das in solch einem Buch nicht mal erwähnt wird, sei
>es bestimmt nicht so schlimm, z. B. Käse zu essen, wovon sie sich auch bis
>jetzt nicht abbringen läßt ... . ( ... )"

>Ohne es zu bemerken, bestätigt Berger also zum Schluß zumindet teilweise
>meine Position bzw. Strategie: Schenkt man jemandem ein Buch, um eine
>Wirkung zu erzielen, die man nicht will?

Ich schrieb "vor Längerem" habe ich ihr das Buch gegeben. Nachdem ich sehe, daß es dazu benutzt werden kann, nicht vegan zu werden, würde ich das nicht mehr tun. Im übrigen gab ich ihr das Buch als eine Art Information bzw. Ansammlung von Argumenten gegen "Fleisch"konsum, so wie ich ihr Infos über Tierversuche, "Pelz", "Leder", Tiermilch, Eier oder Honig gegeben habe. Leider hat das Buch sehr negativ gewirkt, weil sie nach dieser Lektüre dachte, Vegetarismus sei alles, was es notwendig wäre anzustreben.

>8. Das Konsequenz- und Quantifizierungsdilemma

>Fahren wir nun in der sachlichen Auseinandersetzung fort, indem wir zwei
>bisherige Ergebnisse wiederholen bzw. zusammenfassen:

>1) Ganz konsequent vegan leben, als ohne jegliche Tierausbeutung, ist
>unmöglich.

Erneut stellt Kaplan unwahre Behauptungen als von einem "wir" erarbeitete Tatsachen hin!

>2) Beim Versuch, möglichst konsequent vegan zu leben, gerät man notwendig
>in
>paradoxe, ja absurde Situationen.

Seltsam, daß weder ich noch andere Veganer, die ich kenne, in Situationen geraten, die ich angesichts dessen, was nichtmenschliche Tiere für Nichtveganismus, die sog. Kompromisse, erdulden müssen, als absurd bezeichnen würde.

>Absolute Konsequenz in bezug auf Nicht-Fleischessen ist nicht nur möglich,
>sondern (aufgrund des vielfältigen Angebotes an vegetarischen
>Lebensmitteln)
>sogar leicht möglich. Absolute Konsequenz in bezug auf Nicht-Tierausbeutung
>ist nicht nur schwer möglich, sondern schlicht unmöglich. Deshalb ist der
>Vorwurf an "inkonsequente" Veganer, sie seien "um nichts besser" als
>inkonsequente Vegetarier, die nur "wenig Fleisch" essen, letztlich nicht
>stichhältig: Es ist unzulässig, wenn es um Konsequenz geht, einen Bereich,
>in dem absolute Konsequenz leicht möglich ist, mit einem Bereich
>gleichsetzen, in dem absolute Konsequenz völlig unmöglich ist. In letzterem
>ist man gezwungen, inkonsequent zu sein, in ersterem nicht.

Aber selbstverständlich: In Käse ist Kälberlab enthalten, ein Produkt aus ermordeten Tieren, somit ist er nicht vegetarisch, ebenso Wein oder Säfte, die mit Gelatine oder Hausenblase gefiltert wurden (übliches Verfahren). Und wenn man in einem Restaurant "vegetarisches" Essen bestellt, ohne nach den Inhaltsstoffen zu fragen, wird man sicherlich des öfteren Gelatine, "Fleisch"brühe in Saucen oder Suppen, Aroma aus "Rinderfett" z.B. in Pommes Frites usw. konsumieren. Also wie konsequent kann man als Vegetarier überhaupt sein? Ich behaupte, daß man als Veganer konsequenter leben kann! Zumindest käme ein wirklich konsequenter Vegetarismus dem Aufwand vegan zu leben gleich.

...

>Als vorrangiges Kriterium für die Richtigkeit unseres Handelns sollen in
>Hinkunft daher keine abstrakten Argumente oder Ziele mehr herangezogen
>werden, sondern die konkreten Folgen für die Tiere. Es soll nicht mehr
>primär um das persönliche Konsequentsein gehen, sondern um die praktischen
>Konsequenzen für die Tiere. Das sind wir den Tieren schuldig. Denn ihnen
>nützt es gar nichts, wenn wir - um im obigen Bild zu bleiben - unter
>immensem Energieaufwand und vor allem bei immensem Energieverlust
>Heiligenscheine sammeln, von denen sie nicht das Geringste haben. Vielmehr
>dürfen die Tiere von uns erwarten, daß wir unsere Kräfte so wirksam wie nur
>irgend möglich einsetzen, um ihnen so viel und so rasch wie irgend möglich
>zu helfen.

Wenn Leute dazu gebracht werden, vegan zu leben, wird dadurch zahlreichen Tieren geholfen. Das hat "konkrete Folgen für die Tiere"!

Veganer als selbstsüchtige Heiligenscheinsammler zu bezeichnen (d.h. zu behaupten, ihnen ginge es in Wahrheit nicht um die Tiere), ist, so wie vieles andere hier behauptete, eine Frechheit.

...

>9.1.4 Szene-Autismus

>Unter Tierrechtlern findet ein andauernder kollektiver Trugschluß statt: Aus
>dem Umstand, daß man sich nur im Szene-Milieu bewegt, schließt man, daß es
>nur das Szene-Milieu gibt. Aber für eine Veränderung der Gesellschaft in
>Richtung Vegetarismus / Veganismus ist das, was sich innerhalb der
>Tierrechtsszene abspielt, also Aktivitäten, Belehrungs- und
>Bekehrungsversuche à la Berger - bestenfalls! - irrelevant: Die
>Tierrechtsbewegung repräsentiert schlicht eine viel zu kleine Zahl von
>Personen, als daß deren Verhalten von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung
>sein könnte. Was einzig und allein zählt, ist die "Außenwirkung": die
>positive Beeinflussung und Veränderung der "Normalbevölkerung".

Zahlreiche Menschen (aus der "Normalbevölkerung") wurden durch die Internetseiten www.maqi.de oder www.veganismus.de vegan, "obwohl" diese Seiten zum Veganismus aufrufen und Vegetarismus scharf kritisieren.

...

>Und, nicht zu vergessen: Vegetarismus ist - nicht logisch, aber praktisch -
>zwar keine hinreichende, wohl aber eine notwendige Voraussetzung für den
>Veganismus: Zwar wird nicht jeder Vegetarier später auch Veganer, aber
>jeder
>Veganer war früher Vegetarier. Das heißt: Jeder tatsächliche Schritt zum
>(ethischen) Vegetarismus ist gleichzeitig ein möglicher Schritt zum
>Veganismus ist. Wer den (ethischen) Vegetarismus fördert, fördert auch den
>Veganismus.

Wenn die Förderung des Vegetarismus in der Förderung des Ei-, Tiermilch- und Honigkonsums besteht, fördert das den Veganismus in keiner Weise.

Es ist einfach Unsinn, daß Veganismus nicht praktizierbar ist! Und deshalb kann und muß man ihn direkt fördern und verlangen. Die Menschen sind nicht zu dumm, um die Zusammenhänge zu begreifen.

>9.1.6 Eine Veganisierung der Gesellschaft ist jetzt unmöglich

>Da man Fleischesser nicht mit einem Schritt zu Veganern machen kann und wir
>eben erst damit begonnen haben, die Menschen etwas in Richtung Vegetarismus
>zu bewegen, ist es völlig illusorisch zu glauben, man könne zum jetzigen
>Zeitpunkt einen nennenswerten Teil der Bevölkerung zu Veganern machen. Umso

Ganz genauso, wie es völlig illusorisch ist zu glauben, man könne zum jetzigen Zeitpunkt einen nennenswerten Teil der Bevölkerung zu Vegetariern machen! Ob jemand Vegetarier oder Veganer wird oder nicht, hängt m.E. nur in einem ganz geringen Maße mit der Verfügbarkeit vegetarischer oder veganer Lebensmittel zusammen (auch wenn dies und ähnliches wie jetzt auch hier von Kaplan gern als Ausrede benutzt wird), sondern mit der eigenen Bereitschaft, antispeziesistisch zu denken und zu handeln. Wer daran null Interesse hat, sondern sein Leben auf der Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere aufbauen möchte, der wird weder vegetarisch noch vegan. Und diese Menschen sind leider der nennenswerte Teil der Bevölkerung. Diejenigen, die ein ernsthaftes Interesse an der Vermeidung von Tierausbeutung haben, werden auch vegan.

...

>9.1.7 Eine Veganismus-Werbung ist jetzt schädlich

>Der Versuch, die Menschen zum jetzigen Zeitpunkt zu Veganern zu machen, ist
>nicht nur aussichtslos, sondern, wie gesagt, auch schädlich. Und zwar nicht
>nur allgemein ("Türe zuschlagen"), sondern auch ganz konkret: Wir schaffen
>damit nämlich nicht nur keine Veganer, sondern wir verhindern damit auch
>noch viele Vegetarier!

>Denn auch die Menschen, die innerlich bereits soweit wären, daß man sie für
>den Vegetarismus gewinnen könnte, werden sofort eine "Kehrtwende" machen,
>wenn wir ihnen - so wie es Berger allen Ernstes fordert - sagen: "Moment,
>liebe Leute, die Sache ist eigentlich so: wenn ihr jetzt auch aufhört
>Fleisch zu essen, so reicht das leider überhaupt nicht, denn damit seid ihr
>in Wirklichkeit noch um nichts besser als die Fleischfresser." Ein
>solcherart "aufgeklärter" potentieller Vegetarier wird augenblicklich
>aufstehen, weggehen und weiterhin Fleisch essen.

Woher will Kaplan das wissen? Hat er es ausprobiert?

Ich bin der Ansicht: Wer tatsächlich (und nicht angeblich!) aus ethischen Gründen, nämlich weil Tiere umgebracht werden, Vegetarier ist, wird vegan, sobald er erfährt, daß auch der Konsum anderer tierlicher Produkte auf Tierausbeutung basiert. Sobald er dazu nicht bereit ist, entlarvt er sich als jemand, der keineswegs aus die Tiere betreffenden Gründen Vegetarier ist, sondern aus was für Gründen auch immer (gesundheitlichen, ästhetischen, religiösen, ökologischen, ökonomischen, kosmetischen, gruppendynamischen, ...)! Und so jemand wird sicherlich nicht wieder zum "Fleischesser", weil Tierrechtler ihm erzählen, daß Veganismus erforderlich ist.

>Diesen immens wichtigen Zusammenhang haben die Vegan-Missionare
>nachweislich
>nicht kapiert. Und wer in einer Sache derart dramatisch irrt, liegt leicht
>auch in anderen Fragen völlig daneben. Siehe etwa Bergers Behauptung, eine
>vegetarische Gesellschaft sei im Vergleich zu einer fleischessenden
>Gesellschaft für die Tiere kein Fortschritt. Wer ernsthaft solch
>unglaublichen Unsinn behauptet, beweist, daß ihm jeglicher
>Wirklichkeitsbezug abhanden gekommen ist. Wir haben es hier mit geradezu
>lebensgefährlichen und für die Tiere buchstäblich tödlichen Irrtümern zu
>tun.

Ach ja? Wer sagt, daß nicht Kaplan sich irrt? Ich sage, Kaplan irrt sich sehr wohl, und das behaupte ich ernsthaft. Vegetarismus gutzuheißen, hat "buchstäblich tödliche" Folgen für die Opfer der Vegetarier.

...

>Zurück zur sachlichen Analyse in bezug auf die Rollen, die Vegetarismus und
>Veganismus im Hinblick auf die Verwirklichung oder Verhinderung von
>Tierrechten spielen. Halten wir fest:

>- Eine vegetarische Politik zum jetzigen Zeitpunkt schafft Vegetarier und
>(spätere) Veganer.

Haltlose Behauptung, s.o.

>- Eine vegane Politik zum jetzigen Zeitpunkt schafft weder Veganer noch
>Vegetarier.

Das Gegenteil beweisen die Leute, die durch unsere Forderung nach Veganismus vegan wurden.

Meint Kaplan, Veganer würden stur eine Strategie verfolgen, die bisher noch keine Erfolge hatte? Klar, schließlich sind sie (bzw. "manche") "fanatisch".

>- Eine vegane Politik zum jetzigen Zeitpunkt verhindert sogar mögliche
>Vegetarier.

Unsinn, was die mir widerstrebende Tatsache, daß ich durch meine Pro-Veganismus-Argumentation mehr Leute zum Vegetarismus gebracht habe als zum Veganismus, bestätigt. Wer nicht vegan werden will, weil Veganismus ihm "zu viel ist", der kommt schon selber zum "Kompromiß" Vegetarismus!

...

>Hier das zweite, politische Beispiel, das die Gefahr einer Umkehr der
>gegenwärtigen ansatzweisen Tendenz in Richtung Vegetarismus und Tierrechte
>veranschaulichen soll: Bereits an anderer Stelle (in meinem Aufsatz
>"Anti-Pelz-Bewegung: Neue Krise durch alte Argumente") habe ich auf die
>möglichen negativen Folgen einer öffentlichen Veganismus-Propagierung zum
>jetzigen Zeitpunkt hingewiesen. Da die dortigen Ausführungen genau den
>Punkt
>treffen, um den es hier geht, sollen sie hier in verkürzter Form wiederholt
>werden:

>Trotz aller Bemühungen von Tierschützern und Tierrechtlern, das Pelztragen
>als das zu entlarven, was es ist, ein Verbrechen, ist die Pelzlobby
>offenkundig wieder im Aufwind. Dies zeigt sich unter anderem darin, daß
>Pelz
>wieder zu einem Thema geworden ist, über das "offen diskutiert" werden
>kann:
>wer sich pro Pelz äußert, manövriert sich damit nicht mehr automatisch, wie
>dies tendenziell bereits der Fall war, ins gesellschaftliche und moralische
>Abseits.

>Und diese Diskussion werden wir so schnell auch nicht wieder loswerden.
>Warum? Weil die Pelzproduzenten, die aus namenlosem Leid Profit schlagen,
>die Schwachstelle der Anti-Pelz-Bewegung erkannt haben und zielgenau die
>Verlogenheits- bzw. Heuchelei-Karte ziehen: Wer Pelzträger verurteile,
>selber aber Fleisch esse, habe eine Doppelmoral und agiere scheinheilig.

Warum ist so schwer zu verstehen, daß sich diese Doppelmoral ebenso auf Vegetarier beziehen laßt: "Wer 'Fleischesser' verurteile, selber aber z.B. Käse esse, habe eine Doppelmoral und agiere scheinheilig."

>Da ist was dran. Genaugenommen: Das trifft den Kern der Sache. Denn die
>Grausamkeiten bei der Fleischproduktion sind um nichts weniger schrecklich
>als die Grausamkeiten bei der Pelzproduktion. (In Wirklichkeit ist die

"Die Grausamkeiten bei der Milch-/Eiproduktion sind um nichts weniger schrecklich als die Grausamkeiten bei der 'Fleisch'produktion."

...

>Die richtige Reaktion auf diese Situation ist natürlich nicht, daß man
>sagt:
>"Also gut, Leute, da habt ihr im Grunde ja recht, deshalb dürft ihr als
>Fleischesser auch ruhig wieder Pelze tragen." Die Botschaft muß vielmehr
>umgekehrt lauten: "Ja, der Vorwurf der Doppelmoral und Scheinheiligkeit ist
>berechtigt, deshalb sollt ihr weder Fleisch essen noch Pelze tragen!"

"Die richtige Reaktion auf diese Situation ist natürlich nicht, daß man sagt: 'Also gut, Leute, da habt ihr im Grunde ja recht, deshalb dürft ihr als Vegetarier auch ruhig wieder Leichen fressen.' Die Botschaft muß vielmehr umgekehrt lauten: 'Ja, der Vorwurf der Doppelmoral und Scheinheiligkeit ist berechtigt, deshalb sollt ihr weder Milch, Eier und Honig noch Leichen fressen!'"

>Was man den Menschen klarmachen muß, ist, daß man unschuldige, wehrlose
>Wesen weder umbringen soll, um ihr Fleisch zu essen, noch, um ihr Fell zu
>tragen, weil beides heute absolut unnötig und daher absolut unmoralisch
>ist.
>Das ist die letztlich einzig tragfähige Argumentation. Und dank der

"Was man den Menschen klarmachen muß, ist, daß man unschuldige, wehrlose Wesen [mein Kaplan also, 'schuldige' oder wehrhafte Wesen dürfe man umbringen?] weder umbringen soll, um ihr Fleisch zu essen, noch, um ihre Eier oder Milch zu konsumieren, weil beides heute absolut unnötig und daher absolut unmoralisch ist. Das ist die letztlich einzig tragfähige Argumentation."

usw. usw.

...

>9.2 Verhalten

>9.2.1 Vegetarische Politik

...

>Je mehr jemand zusätzlich zu dieser vegetarischen Politik privat auch noch
>vegan lebt, desto besser ist es natürlich. Denn das individuell
>effizienteste Verhalten ist zweifellos die Kombination von öffentlicher
>Werbung für den Vegetarismus und möglichst weitgehendem privaten
>Veganismus - Vegetarismus predigen und vegan leben sozusagen. Bei letzterem
>gilt es allerdings, unter allen Umständen folgendes zu berücksichtigen:

>1) Das eigene Vegansein darf nicht mit einer Verurteilung von Vegetariern
>einhergehen.

>2) Das eigene Vegansein darf nicht zuviel Energie verschlingen, die
>anderswo
>wesentlich wirksamer eingesetzt werden könnte.

Ich hoffe wirklich inständig, daß kein Tierrechtler diese Verhaltensregeln Kaplans zu praktizieren gedenkt und den Veganismus bzw. die öffentliche Forderung des Veganismus aufgibt!

Die Energie könnte "anderswo wesentlich wirksamer eingesetzt werden"? Immerhin werden für den durschnittlichen Eikonsum eines Nichtveganers (ob der sich nun "Tierrechtler" nennt oder nicht) pro Jahr eine Henne und ein männliches Küken ermordet. Wie würde die Rechtfertigung diesen Tieren gegenüber aussehen? "Veganismus hätte zu viel meiner Energie verschlungen, die anderso wesentlich wirksamer eingesetzt werden konnte als Dein Leben zu retten"?

>Nicht zuletzt aus diesem Grund sollte der Veganismus zum jetzigen Zeitpunkt
>auch nicht als moralisch verpflichtend betrachtet werden. Denn das dauernde
>Gefühl, moralisch zuwenig konsequent zu sein, verzehrt immens viel Energie.

Viel weniger konsequent ist doch derjenige, der den "vernünftigen Kompromiß" getroffen hat, vegetarisch zu leben als der, der versucht, vegan zu leben, so gut es in dieser Gesellschaft eben möglich ist! Die erste Lebensweise müßte doch viel mehr Energie verschlingen, da sie weitaus inkonsequenter ist.

Fazit: Veganismus ist möglich - sowohl selbst zu leben als auch anderen zu vermitteln.

Nichtveganismus ist Tierrechtsverletzung. Tierrechtler verletzen die Tierrechte nicht.

Autorin:Iris Berger
WWW: http://maqi.de
Email:mail@maqi.de